Online Reputation Management – (k)ein Thema für Studenten?

Nachdem ich in den vergangenen knapp 3 Jahren meine Aktivitäten im Bereich Social Media stark vorangetrieben habe und fleißig stets meinen Klarnamen verwendete, musste ich feststellen, dass ORM klamm heimlich zu meinem täglich Brot geworden ist.  Aber was genau bedeutet das?

ORM klingt aus der Sicht vieler sehr hochtrabend. Was für ein Hexenwerk da wohl hinter steckt und welche Zeitressourcen das wohl fressen mag, sind Reaktionen, die ich in der Vergangenheit hin und wieder beobachten konnte. Bei meiner eigentlichen Zielgruppe – den Studenten – sah es wiederum anders aus. Dort ist das Thema ORM noch gar kein Thema – zumindest machte es den Anschein.

Im Grunde bieten wir den Studenten schon seit langem eine Art „Analoges Reputations Management“. Für den Bewerbungsprozess entscheidend ist es, wie sich der Student bzw. der Absolvent verkauft. Ist seine Bewerbungsunterlage ansprechend - und noch viel wichtiger, kann er seine eigene Marke während des Auswahlprozesses gut positionieren? Und eben hierin schulen Firmen die Studenten. Das Angebot an Präsentationstechnikseminaren, Bewerbungsmappenchecks und AC Trainings ist schier überwältigend.

Seit geraumer Zeit hat sich ein weiteres „Instrument“ in den Auswahlprozess eingeschlichen. Allgemein bekannt als „wir googlen die Bewerber“, haben Personaler eine weitere Quelle für Informationen über den Bewerber entdeckt: das Internet. Allerdings scheinen nur wenige auf die Idee gekommen zu sein, auch hier dem Studenten Hilfen mit an die Hand zu geben und Ihn darin zu schulen, auch dieses Instrument gewinnbringend für sich einzusetzen.

Warum dem so ist, obwohl Social Media in aller Munde ist und die Personaler zu einem großen Teil sagen: ja, wir googlen die Bewerber, kann man nur vermuten.

Die letzten zwei Workshops, die ich mit Studierenden zum Thema ORM im Bewerbungsprozess durchführen durfte, gaben viele interessante Einblicke.

Zum einen ist es kein neues Thema für Studenten, sofern ORM bereits mit dem „sich selbst googlen“ beginnt. Zum anderen war es bei den Studierenden noch nicht so präsent, wie viele Informationen ein Personaler aus dem Internet ziehen kann, wenn er a) Ahnung hat und b) ein bisschen Zeit mitbringt.

Als Übungsmaterial hatten wir die Daten einiger Studenten aus dem Internet gezogen und die Kursteilnehmer gebeten einmal die Rolle der Personaler zu schlüpfen. Es waren sowohl sehr positive als auch fragwürdige Beispiele dabei und zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass die Studierenden deutlich strenger waren als wir von der DB.

Des Weiteren fand ich es sehr bemerkenswert, dass nahezu alle ORM als einen neuen Zwang empfunden haben, der ihnen durch die Personaler indirekt aufoktroyiert wird. „Wenn man heute noch ne Chance haben will, muss man sich damit beschäftigen.“ – anstatt „Endlich habe ich die Möglichkeit meinem CV eine persönliche Note zu geben und die sehr starre Form der gängigen Onlinebewerbung aufzubrechen.“

Meine Meinung zu dem Thema ist, dass man ORM im Bewerbungsprozess als einen zusätzlichen Turbo betrachten sollte. Hier hat man als Student – aber auch als Professional – die Möglichkeit sein Gesamterscheinungsbild zu unterstreichen. Ein guter Onlineauftritt – was das bedeutet, kann man sicherlich in nur wenigen 100 Seiten erörtern – beeindruckt mich positiv. Ein schlechter oder negativer Auftritt veranlasst mich dazu, im Bewerbungsgespräch nachzuhaken. Hier ist dann die Schlagfertigkeit des Bewerbers gefragt. Kein Onlineauftritt lässt mich heutzutage noch unberührt.

Letzteres wird sich sicherlich zukünftig ändern – wobei das in Abhängigkeit von der Position/ Stelle zu sehen ist, auf die derjenige/diejenige sich bewirbt.