Online Reputation? – Ja, hier ... zwei Stück bitte für unser Unternehmen

Es gibt Tage, an denen man kurz inne halten muss und überlegt, ob man selbst völlig auf dem Schlauch steht oder die anderen etwas nicht verstanden haben – oder gar nicht verstehen wollen.

Immer wieder gerate ich in Situationen, in denen Personalentscheider vorgestern Social Media beauftragt haben und heute nach den Einstellungszahlen fragen. „Und, sind die Einstellungszahlen schon gestiegen? – Ach nein? Achso … aber dann sicherlich die Qualität der Bewerbungen. Schließlich ist unser Unternehmen schon seit 2 Tagen ON und die ganze Welt hört uns zu …“ Wenn man darauf mit Online Reputation antwortet einem Gut, welches man mühevoll aufbauen muss, sehe ich wie sich die Sätze in den Köpfen bilden: „Online Reputation? Das war doch Teil des Marketingpakets, welches ich vorgestern eingekauft habe. Das war doch inkl.“ Noch besser sind aber Journalisten, die eben diese Fragen stellen

  • Sie sind seit zwei Tagen ON – konnten Sie schon eine signifikante Steigerung des Bewerbungseingangs feststellen?
  • Noch niemanden eingestellt? Demnach würden Sie sagen, dass Social Media ein Hype ist und im Grunde gar nichts bringt, oder?

und folgende Geschichte erzählen wollen: „Social Media macht Recruiting über Nacht erfolgreich.“

Also blöd bin ich ja auch nicht; klar muss ich den Erfolg messbar darstellen können und natürlich muss ich bei Zeiten nachweisen, dass die Investitionen (Zeit und Geld) einen Mehrwert erbracht haben, aber zu fragen: „Ich hab doch nen Apfelbaum gepflanzt, wieso hängen da keine Birnen dran?“ schafft mich jedes Mal wieder. Als reflektierter Mensch fragt man sich aber auch, ob bei 10 Personen, zwei Meinungen und einem Verhältnis 1:9 nicht vielleicht doch der eine seine Ansichten überdenken sollte. Vielleicht wird Online Reputation überbewertet?

Vielleicht funktioniert die "Ta-taaa" Methode – da bin ich und alles hört auf mein Kommando – zumindest bei großen Konzernen. Nach Nachhaltigkeit und Kunden-/ Bewerberbindung sollte man ggf. nicht Fragen, aber das war vielleicht auch gar nicht das Ziel.

Als Dialog- und Reputationsverfechter muss ich sagen, dass es mir ein bisschen widerstrebt, zu akzeptieren, dass eben auch diese Methode funktionieren kann. Sicherlich nicht für jede Zielstellung, aber darauf kommt es an: sich zu überlegen, was man bewirken möchte.