Jobsicherheit war gestern - wir wollen Employability!?

Ist es Zeit umzudenken?

Wenn der Arbeitsmarkt für uns Unternehmen eng wird, drehen wir an einer Vielzahl von Schrauben, um die Bewerber zu uns zu locken. Eine dieser Schrauben nennt sich "unbefristeter Arbeitsvertrag", dessen Wertverlust ich hiermit zu Diskussion stelle.
Ich überspitze mal: Es war ein alter Verkaufsschlager: der unbefristete Arbeitsvertrag. Geschürt durch ein wachsendes Sicherheitsbewusstsein in jungen Zielgruppen, bescheinigt durch unzählige Studien, warben und werben Unternehmen mit eben diesen. "Du kannst ein Leben lang bei uns arbeiten - dein Arbeitsplatz ist dir sicher"; Off Record: ebenso sicher wie unser Geschäftsmodell und, ach ja, wir investieren übrigens nicht in deine Fort-/ und Weiterbildung. Ein feiner Deal, aber für wen?
Wenn Sie mich fragen, früher oder später werden die Mitarbeiter dahinter kommen, dass der Deal nicht ganz so wertig ist, wie man meint. Die Parallelentwicklungen, wie die der kürzeren Verweilzeiten von Arbeitnehmern in Unternehmen, sprechen zudem für ein Überdenken dieses Anreizsystems. Aber was ist die Alternative?

Der Wunsch nach Sicherheit besteht weiterhin.

Der Wunsch nach Sicherheit besteht. Das stelle ich nicht in Frage. Junge Zielgruppen sehnen sich ebenso wie die alten nach Sicherheit. Aber es gibt hier Qualitätsunterschiede. Unterschiede die auf Grund veränderter Ansprüche und angespannter Wirtschaftslage nun sichtbar werden. Die Deluxe Sicherheit ist der unbefristete Arbeitsvertrag nämlich nicht. Denn seine Sicherheit reicht nur so weit wie das Geschäftsmodell des Unternehmens. Natürlich ergeben sich viele indirekte Vorzüge des unbefristeten Arbeitsvertrages, die durch dessen ehemaligen Wertigkeit meiner Meinung nach entstanden sind. Als Beispiel lässt sich hier die Keditvergabe anführen oder aber auch die Wohnungssuche - beides einfacher und komfortabler in unserer heutigen Gesellschaft mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag in der Tasche. Meine These aber auch an dieser Stelle: die aus der Wertigkeit entstandenen gesellschaftlichen Konstrukte werden bei Wertverfall des unbefristeten Arbeitsvertrages auch wieder verschwinden, bzw. sich der neuen Situation anpassen.
Aber welche Alternative können wir der neuen Generation von Arbeitssuchenden bieten (Anmerkung: eigentlich müsste es wohl Arbeitsauswählende heißen).

These: Langfristig am Arbeitsmarkt erfolgreich sein ist mehr wert als ein unbefristeter Arbeitsvertrag.

Die Alternative nennt sich Employability und der neue Deal heisst: liebes Unternehmen, ich investiere mein Wissen und meine Zeit in dich, damit du langfristig am Markt erfolgreich bleibst, und du investierst in mich, damit ich langfristig am (Arbeits-) markt erfolgreich bleibe. Wir nähern uns damit einer Allianz auf Augenhöhe. Zwei Partner, die miteinander interagieren - und dies auf Zeit. Nach der Zusammenarbeit sind beide mehr Wert als vorher und gehen, dies möchte ich nicht ausschließen, ggf. in eine zweite Runde. In manchen Fällen wird dann aber im Anschluss der Arbeitgeber gewechselt und der Mitarbeiter hat erneut die Möglichkeit, seine Employability zu steigern, und die u.U. aus ganz neuen Perspektiven heraus - Dank Arbeitgeberwechsel.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Grundsätzlich halte ich es für sehr sinnvoll, den Arbeitnehmer über längere Perioden hinweg im Unternehmen zu binden. Dies hängt natürlich auch sehr stark von seiner/ihrer Funktion und Aufgabe ab. Die werdende Realität hört nur leider nicht auf mich. Jobwechsel kommen immer häufiger vor und der Anspruch der neuen Generationen an das Arbeitsverhältnis steigt. Die Folge wird meiner Meinung nach sein, dass Bindung zukünftig nicht nur groß geschrieben wird, sondern auch bold. Bindung im Unternehmen wird abgelöst durch Bindung unternehmensübergreifend. Und so nähern wir uns der Steigerung der Employability als Bindungsinstrument und ggf. einer sehr proaktiven Entwicklungsplanung über Unternehmensgrenzen hinweg. Das alles schließt natürlich einen unbefristeten Arbeitsvertrag nicht aus ;-)

Ich freue mich auf eure/Ihre Meinungen und Kommentare.