Hast du dich schon mal selbst reden gehört? - ein paar Gedanken am Sonntagabend

Sieff

Nachdem ich in den vergangenen Wochen ein paar Artikel zu diversen Büchern beisteuern durfte, fing ich doch langsam an zu grübeln. Will man mich nicht verstehen?, kann man mich nicht verstehen? Spreche ich irgendwie komisch? Einheitliches (bis auf wenige Ausnahmen) Feedback war zumindest: "Könnten Sie das nochmals erläutern"; "was genau ist damit gemeint"; "bitte anders umschreiben". Nur damit das nochmal klargestellt wird: ich habe nicht dabei geholfen, Pilcher Romane zu schreiben - es ging schon um sogenannte Fachliteratur. Dennoch war meine Ausdrucksweise in ca. 90% der Fälle nicht lektoratsgeeignet (der geborene Schriftsteller bin ich eh nicht, aber das Feedback richtete sich insbesondere auch an Begrifflichkeiten).

Es kommt irgendwann der Punkt, an dem selbst ich sagen muss: so viele andere können sich gar nicht irren. Habe ich es verlernt, zielgruppenadäquat zu kommunizieren? bin ich in die Suppe gefallen? Ich glaube, ich muss mich mal selbst reden hören. Ein gewisses Spezialistentum hat sich auch in der Employer Branding/ Personalmarketing/ Recruiting Szene herausgebildet und damit verbunden etliche "Fachtermini" - ja beinahe eine eigene Sprache, die so im alltäglichen Personalerdasein keine Verwendung findet. Die Folge: immer mal wieder unverständliche Blicke und ein dauerhaftes Zuhause in der Nerd- Schublade. Will man Spezialist sein, muss man diesen Tod wohl sterben. Leider kommt der Tod selten allein und mit den Fachtermini wachsen Scheuklappen und man fragt sich irgendwann: warum versteht mich denn keiner? Ist doch alles Glas klar oder bin ich bereits "Betriebsblind" (Fachblind)?

Gehen wir mal in die Tiefenanalyse. Es gab eine Zeit, da ertappte ich mich dabei, wie ich Hashtags in Emails einbaute. Kurz reflektiert und ja, dann habe ich begriffen, dass es keinen Sinn macht, da das viele nicht verstehen und es zudem nicht genauso gut funktioniert. Ich sag mal: Gewohnheitssache. So lange ich bei den Mails noch nicht die Zeichen mitzähle und bei 140 stoppe, ist noch alles im grünen Bereich. Die Fähigkeit zu reflektieren, hat geholfen und ist eben auch teilautomatisch angesprungen. Nun verhält es sich aber so, dass sich in meinen normalen "von Personaler zu Personaler" Wortschatz Begriffe eingeschlichen haben, wie z.B. "Follower", die noch nicht überall auf Verständnis treffen. Und wir reden jetzt nicht über meine 4sq Anspielungen und Witze, die meist nur bei mir ein Schmunzeln hervorrufen. Ebenso wenig sprechen wir darüber, dass die meisten denken: "Der hat in seinem Job auch nichts zu tun ...", wenn ich laut beim Mittag darüber nachdenke, wie ich Jobs spotten könnte anstelle von Food.

In meinem Recruiter next Generation (RNG) Konzept beginne ich mit der Annahme, dass wir (Personalmarketeers und Employer Branding Futzis) die Recruiter abhängen, wenn wir Sie nicht Schulen und inhaltlich mitnehmen auf dem Weg in die Zukunft. In den letzten Wochen ist mir allerdings klar geworden, dass wir natürlich ebenso den restlichen Personalapparat verlieren. Letzterer Stand zunächst nicht auf meiner Verlorenenliste, da ich den RNG vor meinem geistigen Auge deutlich häufiger mit Bewerbern und Öffentlichkeit interagieren sehe, als beispielsweise den Personalentwickler. Nun denn, geirrt habe ich mich schon oft und so auch diesmal: wir müssen sie alle mitnehmen. Der Grund hierfür ist übrigens nicht, dass nun alle an vorderster Front rekrutieren sollen. Es ist vielmehr mein leicht verblendeter Social Media Blick, der mir sagt, dass da draußen, in nicht allzu langer Zeit, Social Media in allem Stecken wird.

Wir sprechen von Gen Y, von den Recruitern 2.0/3.0/ NG und von vielen anderen menschlichen Updates bzw. Generationenwechsel. Wird es auch einen NGP geben? Einen Next Generation Personaler? Oder hat sich in Form der HR Blogger Community einfach nur eine zusätzliche Spezies von HRlern herausgebildet, die schwer zu verstehen sind (darüber hinaus gibt es noch ein paar Nicht-Bloggende, die ich ebenfalls dazuzählen würde)?

Ich belasse es bei diesen Gedanken und nehme für mich mit: NGPs sind die Gen Y der Personaler.