Die Twitter-Typologie
Wenn man sich länger mit Twitter aus Unternehmenssicht beschäftigt hat, stellt man schnell fest, dass folgender Grundsatz zu gelten scheint: „Es sollte das drin sein, was drauf steht!“ Eine einfache Regel, die uns sofort ersichtlich ist, wenn es z.B. um Zahnpasta geht. Betrachtet man Corporate Accounts ist es ggf. nicht mehr ganz so logisch.
Zu Beginn meiner Corporate Twitter Zeit missachtete ich diese Regel. Ohne es zu wissen, wichen Packungsbeschriftung und Inhalt voneinander ab. Die Folge waren enttäuschte Kunden, die mein Produkt recht schnell wieder unfollowten. Ein Problem war meine Bio, wie mir dann gesagt wurde – ich selbst war nicht drauf gekommen, typischer Anfängerfehler – die zu Missverständnissen führte. Eine englische Bio suggeriert englische Tweets, doch das war bei mir nicht der Fall.
Was ich daraus gelernt habe war, dass sowohl eine englische Bio funktionieren kann als auch deutsche Tweets, die Kombination aus beidem jedoch potentielle Follower irritiert. Mit diesem Wissen wurden noch weitere Unstimmigkeiten meines Accounts beseitigt. So hatte ich bis dato mit keinem Wort erwähnt, für wen ich twitter (Zielgruppe) und wer ich überhaupt bin (persönliche Tweets, aber keine Persönlichkeit die dahinter steht).
Viele sprechen von Persönlichkeit, Authentizität und Dialogen, die das oberste Gut auf Twitter sein sollen. Ich denke, da gibt es noch etwas, das eben diese Punkte aussticht – Ehrlichkeit. Aus meiner Sicht kann daher jeder Corporate Account auf Twitter bestehen, solange er nicht etwas verspricht, was er dann nicht hält.
Am Ende des Tages wird sicherlich der Typ „persönlicher Account“ der erfolgreichere sein. Nichtsdestotrotz kann ein reiner Push- Account sehr weit kommen, auch ohne dass ein persönliches Gesicht dahinter steht.
Als Unternehmen sollte ich also vor der Eröffnung meines Account überlegen, was für eine Art von Account es werden soll. Wie gesagt, es muss nicht direkt der super persönliche Mitarbeiter Account sein – den ich by the way auch nicht erzwingen kann. Es darf ein Push-Account sein oder aber ein Zwitter, solange ich dies deutlich kennzeichne.
Auf diese Weise habe ich bislang 4 verschiedene Typen von Accounts identifizieren können. Das es ggf. noch weitere Typen gibt, möchte ich aber nicht abstreiten.
Der reine Corporate Account
Dieser Account ist ein Push Account, der verschiedene Informationen über das oder von dem Unternehmen in regelmäßigen Abständen in Twitter einspeist. Ob es sich hierbei um Jobs, News oder aber wie bei uns um Zug-Infos (@DB_Info) handelt, definiert letzten Endes die Zielgruppe, ändert aber nichts an der Unpersönlichkeit. Diese Accounts sind meist sehr erfolgreich, wenn man sich z.B. die Zeitungs – Accounts ansieht. Die Dienstleistung, die hier bereit gestellt wird, entspricht zwar nicht dem Social Media Ansatz, wird aber akzeptiert, da dem Nutzer transparent dargestellt wird, worauf er sich beim Abbonieren einlässt. Ein besonderer Vorteil dieses Accounts ist es, dass er zeitweise für besondere Aktionen an Personen ausgeliehen werden kann. Als Beispiel möchte ich das Elefantenduell anführen und den Account @sternde, der für dieses Event von zwei Journalisten befüllt wurde. Hervorragende Aktion!
Der Zwitter Corporate Account
Dieser Accounttyp ist ein Corporate Account mit einem persönlichen Gesicht. D.h. der Befüller outet sich und ist auch für Dialoge offen bzw. beteiligt sich an Dialogen und Diskussionen, die das Thema des Accounts betreffen. Nichtsdestotrotz spricht hier das Unternehmen und der Befüller an sich ist sekundär. Dieser Tatsache wurde ich schnell bewusst, als ich Ende letzten Jahres mit den DBKarriere Tweets an den Start ging. Die Informationen, die von mir erwartet wurden, waren Tweets zu Karrierethemen, meinem Job, meinen Events und ähnlichem - eben das, was ich in der Bio und auf dem Hintergrund anpries. Was nicht erwünscht war, waren Tweets aus meinem Privatleben.
Anfangs trennte ich dies nicht so stark, weswegen ich mehrfach angesprochen wurde (konstruktive Verbesserungsvorschläge). Erst auf Grund des Feedbacks fing ich an, zusätzlich einen privaten Account zu nutzen und private Tweets von persönlichen business Tweets zu trennen. Man ist bei dieser Variante von Account mehr corporate als persönlich, was aber dem Sinn angemessen ist.
Der Mitarbeiter Account mit Arbeitgeber- Label
Für uns als Unternehmen – vermutlich auch grundsätzlich – der am schlechtesten planbare bzw. initiierbare Account von allen. Dafür allerdings der wohl für das Employer Branding wertvollste Accounttyp. Hier kann man Mitarbeiter lediglich zu ermutigen, wohingegen die vorangegangenen Accounts jemandem „aufs Auge gedrückt“ werden können. Der Mitarbeiteraccount zeichnet sich also dadurch aus, dass ein Mitarbeiter sich als solches outet und in einem Teil seiner Tweets auch seinen Beruf und sein Unternehmen berücksichtigt. Der Mensch steht also im Vordergrund und nicht das Unternehmen. Es wird zu einem kleinen Teil des Twitter – Lebens dieser Person. Der besondere Reiz liegt meiner Meinung nach darin, dass man bei diesem Accounttyp die Möglichkeit hat zu erfahren, welche Menschen hinter einem Unternehmen stehen.
Der Maskottchen Account
In meiner Reihe der Corporate Twitter – Typologie ist dies die letzte Form des Accounts. In den vergangenen Wochen hat dieser Typ die meisten Diskussionen entfacht, da nicht so klar wurde, welchen Zweck er erfüllt.
Der Maskottchen Account ist ein fiktiver Account. D.h. die Person, die hinter dem Account steht, ist frei erfunden. Dies muss unbedingt sowohl in der Bio als auch auf dem Hintergrund und der Landingpage deutlich gemacht werden. Denkbare Nutzer eines solchen Accounts sind sicherlich Vereine (Fußball) oder andere Organisationen, die bekannte Maskottchen besitzen. Anders als beim Push Account sollte meiner Meinung nach das Maskottchen ansprechbar sein und gern von seiner fiktiven Welt berichten.
Als Unternehmen haben wir uns zwei dieser Accounts zugelegt (@DBIngo und @DBInga), um freier und eher in Richtung Entertainment auf Twitter agieren zu können. Die beiden Figuren sind quasi unsere „Schüler-Maskottchen“, die von dem dualen Studium bei und mit der DB berichten.
Ob man als Unternehmen all diese Accounts benötigt, kann ich nicht sagen. Das sollte man sich sicherlich selbst überlegen. Was man allerdings vermeiden sollte, ist eine Mischung dieser Accounts. Die Vorspiegelung falscher Tatsachen wird im Bereich Social Media sofort bestraft und ist in keiner Weise zielführend. Eine offene Darlegung, der Player, des Ziels und der Ansprechbarkeit sind Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Corporate Account.
4 Kommentar(e)
admin am 21.03.2015
* carllson (Besucher)
* http://www.xing.com/profile/Christoph_Fellinger
* 2009-11-09 @ 21:19:27
Danke für die gute Beschreibung der Corporate twitter. Was ich mich frage: was ist wichtiger und erfolgsversprechender - das regelmäßige, häufige absetzen von tweets oder ein selteneres, dafür aber immer inhaltlich relevantes twittern. Verliert man nicht eher Follower durch mangelnde Relevanz als durch seltenes twittern?
admin am 12.04.2015
* carllson (Besucher)
* http://www.xing.com/profile/Christoph_Fellinger
* 2009-11-09 @ 21:19:27
Danke für die gute Beschreibung der Corporate twitter. Was ich mich frage: was ist wichtiger und erfolgsversprechender - das regelmäßige, häufige absetzen von tweets oder ein selteneres, dafür aber immer inhaltlich relevantes twittern. Verliert man nicht eher Follower durch mangelnde Relevanz als durch seltenes twittern?
admin am 21.03.2015
* RobindroUllah
* http://www.deutschebahn.com/karriere
* 2009-11-09 @ 23:30:06
Moin,
aus meiner Sicht wiedersprechen sich Regelmäßigkeit und "selten" nicht umbedingt. Du kannst einmal die Woche twittern und das regelmäßig. Was nicht geschehen sollte ist, dass der Account wochenlang brach liegt.
Die Relevanz hat allerdings in jedem Fall die oberste Priorität.
Der Haken ist allerdings, dass nicht zwangsweise du derjenige bist, der über die Relevanz deiner Tweets entscheidet. Aus diesem Grund muss man seine Follower gut beobachten und seine Twitter-Strategie stets hinterfragen.
In meinem letzten Beitrag hatte ich es erwähnt - wenn man nichts zusagen hat, dann sollte man auch nicht twittern. Bevor du irgendetwas twitterst, nur um einen Tweet abzusetzen, dann solltest du es besser lassen.
Aber eben das kostet Zeit - sich relevante Dinge zu überlegen - seinen Followern ein Mehrwert zu bieten - ich bin damit 10 Stunden die Woche beschäftigt; die Grenze nach oben ist aber quasi offen.
Was man sich auch noch überlegen könnte: es kann eigentlich nicht sein, dass mein Konzern so langweilig ist, dass ich tagelang oder wochenlang nichts über ihn schreiben kann. Da gibt es eigentlich immer etwas:-) bei uns ja sowieso;-)
Viele Grüße
admin am 12.04.2015
* RobindroUllah
* http://www.deutschebahn.com/karriere
* 2009-11-09 @ 23:30:06
Moin,
aus meiner Sicht wiedersprechen sich Regelmäßigkeit und "selten" nicht umbedingt. Du kannst einmal die Woche twittern und das regelmäßig. Was nicht geschehen sollte ist, dass der Account wochenlang brach liegt.
Die Relevanz hat allerdings in jedem Fall die oberste Priorität.
Der Haken ist allerdings, dass nicht zwangsweise du derjenige bist, der über die Relevanz deiner Tweets entscheidet. Aus diesem Grund muss man seine Follower gut beobachten und seine Twitter-Strategie stets hinterfragen.
In meinem letzten Beitrag hatte ich es erwähnt - wenn man nichts zusagen hat, dann sollte man auch nicht twittern. Bevor du irgendetwas twitterst, nur um einen Tweet abzusetzen, dann solltest du es besser lassen.
Aber eben das kostet Zeit - sich relevante Dinge zu überlegen - seinen Followern ein Mehrwert zu bieten - ich bin damit 10 Stunden die Woche beschäftigt; die Grenze nach oben ist aber quasi offen.
Was man sich auch noch überlegen könnte: es kann eigentlich nicht sein, dass mein Konzern so langweilig ist, dass ich tagelang oder wochenlang nichts über ihn schreiben kann. Da gibt es eigentlich immer etwas:-) bei uns ja sowieso;-)
Viele Grüße