Die Schattenspringer - wieder nur ein paar Gedanken

Die Schattenspringer

Es gibt die Innovativen. Das sind die vorausdenkenden Unternehmen. Die in vielen Themen die Nase vorn haben. Die im gesamten Erscheinungsbild so innovativ sind, dass das Unternehmen als solches innovativ erscheint und nicht nur einzelne Mitarbeiter oder Produkte.
Dann gibt es die konservativen Unternehmen. Diese können auch innovativ sein, aber aus verschiedenen Gründen überträgt es sich nicht auf das Gesamtunternehmen - das innovative Image.
Zuletzt - wobei diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt - sind mir die Schattenspringer unter gekommen. Das sind jene konservativen Unternehmen, denen man das eine oder andere nicht zugetraut hätte, und sehr überrascht ist, wenn sie dann doch über ihren eigenen Schatten springen können.

Die Schattenspringer sind diejenigen, um die es heute gehen soll. Es sind die stillen Helden der Veränderung, denn sie lassen keine Ausreden mehr zu, warum gewisse Dinge nicht umsetzbar sind.
Um zu erklären, was ich damit meine, muss ich ein wenig ausholen.
Kennen Sie die Situationen, in denen Sie Ihren Entscheidern erzählen, was die Googles dieser Welt wieder tolles umgesetzt haben, und als Antwort lediglich ein "wir sind aber nicht Google" zu hören bekommen, wenn Sie eine Umsetzung im eigenen Haus vorschlagen? Natürlich ist Ihnen bewusst, dass Sie nicht Google sind, aber mit ein paar Modifikationen wäre das Konzept vielleicht doch keine so schlechte Idee.
Naja, aber Sie sind ja nicht nur nicht Google, sondern Sie gehören obendrein auch noch einer anderen Branche an und ihre Konkurrenten machen das alles auch nicht. Ihr Unternehmen kann es demnach gar nicht packen - q.e.d.
In diesen Situationen können Schattenspringer helfen. Jene Unternehmen, die mit Ihrem vergleichbar sind oder mit denen sich Ihr Unternehmen identifiziert, die es aus irgendwelchen Gründen geschafft haben, über ihren Schatten zu springen und Veränderungen herbei zu führen, von denen Sie träumen. Wenn Schattenspringer XY etwas umgesetzt hat, ist die Gegenargumentationskette plötzlich gar nicht mehr so lang.

Warum erzähle ich Ihnen von meinen wirren Gedanken?
Weil ich vor einigen Tagen einen Schattenspringer entdeckt habe, von dem ich Ihnen gern berichten möchte. Den Schattensprung hatte das Unternehmen schon im April vollzogen, doch leider kamen mir erst jetzt diese Gedanken.

Also, der Grund meines Post ist die F.A.Z. und ihre "Kluge Köpfe Kampagne". Die Kampagne hatte in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen gesorgt und wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Viele herausragende Persönlichkeiten, wie Helmut Schmidt oder Marcel Reich-Ranicki, ließen sich seit 1995 für die Kampagne ablichten. 2013 nahm die F.A.Z. erstmalig eine fiktive Person vor die Linse im Rahmen der Kampagne und sprang damit, meiner Meinung nach, weit über ihren eigenen Schatten.

F.A.Z. Kluge Köpfe Kampagne mit Lisa Simpson

"Formal" erfüllt Lisa Simpson wohl alle Kriterien einer herausragenden Persönlichkeit. Sie interessiert sich für die gesellschaftlich relevante Themen und sie ist mehr als berühmt und gilt als äußerst gebildet. Der einzige vermeintliche Makel: sie ist erdacht.

Mit diesem Schattensprung kann sich die F.A.Z. meiner Meinung nach schlagartig eine neue Leserschaft erschließen und gibt sich selbst einen Hauch von Coolness. Die Auswirkungen sind aber viel gravierender und reichen, wenn Sie mich fragen, über die F.A.Z. Grenzen hinaus.
Die eher konservative Qualitätszeitung öffnet mit diesem gekonnten Schachzug Unternehmen die Tür, die sich mit ihr als Medium bislang identifiziert haben. F.A.Z. lesende Geschäftsführer werden damit u.U. dahingehend beeinflusst, auch mal etwas zu wagen, was vielleicht nicht auf den ersten Blick zum Image passt.
Genau an diesem Punkt kommt nun das Thema Personalmarketing ins Spiel und die Frage: wie "witzig, modern, innovativ" darf man als konservatives Unternehmen in der Bewerberansprache sein. Doch mindestens genauso wie Vergleichsunternehmen oder Vergleichsmarken - am liebsten natürlich sogar "witziger, moderner, innovativer".
Was die F.A.Z. ebenfalls gezeigt hat, ist übrigens, dass "witzig, modern, innovativ" auch mit klasse einhergehener kann. Nutzt man also einen solchen Türöffner, dann muss man auch eine entsprechende Performance hinlegen. Aber genau dafür sind wir Personalmarketeers dann verantwortlich.

Was will er uns mit dem Beitrag sagen:

  • Suchen Sie sich Schattenspringer, wenn Sie intern nicht weiter kommen.
  • Seien Sie Schattenspringer und berichten darüber.
  • Hut ab, vor dem Schattensprung der F.A.Z.