Der Shitstorm – eine Chance ergreifen

Mein erstes Assessment Center durchlief ich 2005 bei der Deutschen Bahn. An dem Tag – ich war damals mega aufgeregt – wurden uns verschiedenste Aufgaben vorgelegt, Einzel- und Gruppenübungen, die man schon als „Steine in den Weg legen“ bezeichnen konnte. Anfangs war es mir gar nicht so bewusst und der Satz „Was Sie heute nicht zeigen, können wir auch nicht sehen.“ löste bei mir lediglich den Gedanken „ist doch logisch“ aus. Erst später ist mir klar geworden, dass die Aufgabe für mich am besten sind, die unlösbar erscheinen und einen hohen Schwierigkeitsgrad aufweisen. Je komplexer die Anforderungen desto mehr kann ich von meinem persönlichen Repertoire vorführen. Und auf Seiten der Beobachter ist es doch auch so, dass sie sehen wollen, wie ich mich in schwierigen Situationen behaupte oder wie ich mit Rückschlägen umgehe etc. Es ist also keinem geholfen, wenn die Aufgaben ein Easy-Going AC hervorbringen.

Nun switchen wir in die Social Media Welt - hin zum Shitstorm, vor dem sich so viele Firmen fürchten. Was mit dem Begriff Shitstorm gemeint ist, kann man dem Beitrag „Shitstorm im Social Media“ von Bernd Schmitz entnehmen.

Es ist mir ein Rätsel, warum auch viele Personaler den Shitstorm fürchten. Diese müssten doch am ehesten die Analogie zum Assessment Center sehen und die Chance, die sich in solch einem Phänomen – was nur sehr wenigen vergönnt ist – steckt, ergreifen wollen.

Begreift man Employer Branding via Social Media als ein riesiges Assessment Center, in das man die Unternehmen stößt, so wird einem schnell klar, dass potentielle Bewerber Ausschnitte des „wahren Charakters“ eines Unternehmens doch erst sehen können, wenn eine entsprechende Situation – meist brenzlicher Natur – Reaktionen erzwingt. Sofort kommt einem der Satz aus dem AC in den Sinn und Unternehmen, die bei einem Shitstorm mit Lähmung glänzen, da kann man dann leider nur sagen: „Heute hat es nicht ganz gereicht. Aber Sie haben sicherlich noch andere Eisen im Feuer.“

Dies soll keine Aufforderung sein, Shitstorms zu provozieren. Es soll lediglich dafür sensibilisieren, dass ein Sturm durchaus eine Chance darstellen kann. Er bringt eine Aufmerksamkeit mit sich, die man als Unternehmen unter normalen Umständen vermutlich nie erreicht hätte. Und eben diese sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen, sondern mit guter Kommunikation und Reaktion glänzen. Als Personaler wünsche ich mir an dieser Stelle kompetente Unterstützung von Seiten der Unternehmenskommunikation. Idealer Weise weiß diese, wie man die Shitstorm-Welle reitet. Parallel sollte ich als Personaler aber ebenfalls ein gewisses Social Media Know-How aufgebaut haben, welches mit erlaubt, einen Shitstorm bereits in den Anfängen zu erkennen und entsprechende Schritte in Abstimmung mit der Kommunikation einzuleiten. Hierbei würde ich zwischen zwei Kategorien Shitstorm unterscheiden: auf der einen Seite der Hausgemachte, auf der anderen Seite der extern provozierte. Ersterer stellt aus meiner Sicht die Chance dar, die man ergreifen sollte. Für letzteren Fall sollte man – um in der Sprache des Personalmarketingblogs zu sprechen – gut segeln können. Ein paar Anregungen, wie man mit einem Shitstorm umgehen könnte, findet man aktuell im neuen Artikel „Krisenkommunikation – 8 Schritte zur Bekämpfung des Shitstorm-Ungeheuers“. Die Wortwahl finde ich etwas missglückt. Wenn gleich ich die Tipps gut finde, würde ich den Artikel umbenennen in „Die Chance ergreifen – 8 Tipps für schwierige Beziehungen, heute: Dein Freund der Shitstorm“.

Grundsätzlich würde ich übrigens denselben Tipp an ein Unternehmen richten, den ich auch als Basic Tipp für Mitarbeiter bezeichnen würde: Don´t be stupid!