Bis an die Grenzen – Employer Branding und Wikipedia

Das Telefoninterview steht kurz bevor. Schnell noch die wichtigsten Unternehmensdaten zusammengesammelt … mist, wo bekomme ich die doch gleich noch mal her. Ach ja, Karriere- / Unternehmenshomepage! Lauter Klicks, Downloads, Geschäftsbericht: das Wichtigste auf einen Blick scheint die Homepage nicht zur Verfügung zu stellen. Also nehmen wir doch die Alternative: Wikipedia. Die Daten scheinen zu stimmen, alles ist übersichtlich dargestellt – quasi perfekt als Spicker aufbereitet; ausdrucken – fertig.

So oder so ähnlich verlaufen hin und wieder Vorbereitungen für Bewerbungsprozesse. Grund genug für einen Arbeitgeber sich den eigenen Wikipedia Auftritt zumindest einmal anzuschauen und die Daten zu überprüfen.

In der Regel werden große Konzerne entdecken, dass Ihre Daten erstaunlich gut gepflegt sind. Kleinere Unternehmen hingegen, und hiermit meine ich heute auch einmal meine aktuelle Firma die DB Services, können durch aus keinen oder im schlimmsten Fall einen Wikipedia-Auftritt mit falschen Daten vorfinden. Letzteres widerfuhr mir, als ich die Seite der DB Services googlete.

Die Relevanz von Wikipedia im Employer Branding kann meiner Meinung nach recht hoch sein. Sofern eine Seite existiert, erscheint diese bei Google häufig auf der ersten Trefferseite. Die Klickwahrscheinlichkeit eines Bewerbers, der ein Unternehmen googlet, tendiert somit zu sehr wahrscheinlich und der Wikipedia Eintrag kann als ein Stück Aushängeschild genutzt werden.

Die Gründe, den DB Services Wikipedia Auftritt zu überarbeiten, waren somit ausreichend und gemeinsam mit verschiedenen Bereichen wurde ein neuer Text entwickelt. Unternehmen, Geschäftsführung, Leistungsportfolio und HR waren die großen Themenblöcke, die ich vor wenigen Wochen online stellte. Es vergingen nur wenige Tage bis zur ersten Ohrfeige.

… raus, Wikipedia ist kein Karriereportal ...

Rums, das hat gesessen. Der für mich neue Effekt auf Wikipedia war, dass derjenige, der sich gestört fühlt bzw. einen Regelverstoß entdeckt, direkt die Störung/ den Verstoß aus dem Weg räumen kann. Mein Beitrag wurde also gnadenlos gekürzt. 1 Woche Arbeit und Abstimmung landeten in wenigen Minuten in Ablage P. Trotz meiner Erfahrungen im Social Web war ich auf eine derart schnelle und drastische Reaktion nicht vorbereitet.

So richtig will es mir auch noch nicht einleuchten. Klar ist, dass Wikipedia keine Werbeplattform ist. Unklar ist, warum allgemeine Informationen zu Einstiegswegen nicht relevant sind. Stellenanzeigen zu posten oder Flyer für Karriere- Events einzustellen, das gehört auch aus meiner Sicht nicht auf diese Plattform. „Zeitlose“ Informationen zu Beruf und Karriere sind für mich allerdings ebenso Bestandteil des Unternehmensprofils, wie auch die klassischen Daten, Zahlen, Fakten Tabellen.

Wie ich noch so darüber nachdenke, kommt die nächste Kelle angeflogen.

Screenshot 2 QualiCheck Diskussion

… Offenbar war hier dieser Herr von der PR-Abteilung am Werk ….

 

Das könnte man schon fast persönlich nehmen ;-). Also an dieser Stelle einmal offiziell: „noch“ arbeite ich nicht in der PR Abteilung. Mit diesem Kommentar wurde unser Artikel zum Qualicheck gegeben, da der Rest, der noch übrig geblieben war, einen zu werbenden Charakter hatte.

 

Es ist sehr spannend zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit sich dieses Medium bewegt. Natürlich sind seit dem Start einige Wochen vergangenen. Aber diese neue Dimension der Veränderung, das der Artikel den man gestern eingestellt hat, heute schon ganz anders aussehen kann, erhöht die Dynamik ungemein.

Wikipedia ist ein weißer Fleck auf der Employer Branding Landkarte, der noch – selbstverständlich in entsprechender Sprache – gefüllt werden sollte. Es geht mir nicht darum, Werbebotschaften zu setzen. Mein Anliegen ist es, relevante Informationen dort zu platzieren, wo Zielgruppen diese suchen.

Wenn dies nicht möglich sein sollte, so ist es zumindest ratsam, seine Präsenz auf Wikipedia ordentlich zu gestalten, vorhandene Informationen zu pflegen und auf Richtigkeit zu prüfen.