5. HR- Gipfel in Heiligendamm - meine Eindrücke
Vor 3 Jahren war ich das letzte Mal als Tourist hier und hätte mir damals wohl nie träumen lassen, dass ich an diesem Ort mal einen Vortrag halten werde. Egal ob es 100, 200 oder 800 Menschen sind, vor denen ich Vortrage, der Ort kann eine separate Wirkung erzielen, die einem das Herz höher schlagen lässt – mit anderen Worten: hier kommt man sich schon mächtig VIPig vor. Die Location bekommt daher vorab schon einmal 100 Punkte.
Aber auch inhaltlich, muss ich sagen, hat sich die sonntägliche Anreise sehr gelohnt. Der Tag begann mit einem Vortrag von Frau Prof. Dr. Susanne Böhlich. Hinter dem Titel „Neue HR Strategien für die Generationen 50+“ verbarg sich das Thema, mit dem ich mich bereits in Chicago bei AARP auseinandersetzen durfte. Sehr anschaulich zeigte Frau Prof. Dr. Böhlich, die Notwendigkeit sich ebenfalls dieser Zielgruppe zuzuwenden – sei es im Bezug auf Bindung oder aber auch Rekrutierung. Des Weiteren stellte Sie eine Rekrutierungskategorisierung vor, die ich bis dato noch nicht kannte:
- Virales Recruiting
- Ambient Recruiting
- Trojan Recruiting
- Conspiracy Recruiting
Hinter den verschiedenen Kategorien verbargen sich im Vortrag sehr spannende Praxisbeispiele, die zu meist von Agenturen initiierten worden waren.
Der zweite Vortrag, den ich miterleben durfte – einige fanden parallel statt, wurde von Professor Dr. Olesch, Geschäftsführer HR, IT und Legal Affairs der Phoenix Contact GmbH & Co. KG gehalten. Den Titel des Vortrags „HR nicht nur Business Partner sondern Steering Partner“ füllte Professor Olesch eindrucksvoll mit Leben. An ihm ist definitiv ein guter Vertriebler verloren gegangen. Nach seinem Dafürhalten muss HR das Unternehmen mit steuern und den drivers seat für sich in Teilen beanspruchen. Für sich hat er dies scheinbar realisiert, denn das Unternehmensziel 2020 der Phoenix Contact hat sich von € und Wachstum getrennt und wurde wie folgt formuliert:
Phoenix Contact is the most trusted brand in our industry.
Im Anschluss daran gab es einen sehr interessanten Vortrag von Katharina Pahl, Chief Human Resource Officer der DORMA Holding GmbH. Inhaltlich ging es um Change Management und das DORMA 2020 Projekt. Das Unternehmen plant zu wachsen und zwar sich zu verdoppeln, was eine Menge Change mit sich bringen wird. Herausforderung war/ ist dabei u.a. einer Organisation, der ist sichtlich gut geht zu erklären, dass es dennoch eines Changes bedarf, um das definierte Ziel zu erreichen und sich darauf vorzubereiten. Frau Pahl sprach ich dabei explizit gegen externe Berater aus und verdeutlichte anschaulich, dass Change von Innen heraus kommen muss – durch eigenen Antrieb von den Mitarbeitern. Ein Schlüsselsatz in ihrem Vortrag war daher: Wir mit einem produktorientierten Unternehmen gestartet und müssen uns nun zu einer menschenorietierten Organisation entwickeln.
Mit diesem Vortrag endete der Sonntagnachmittag und ein spannender Abend mit viel Netzwerken folgte.
Den montaglichen Auftakt machte Frau Dr. Beatrix Behrens, Bereichsleiterin Personalpolitik und -entwicklung der Bundesagentur für Arbeit. Frau Dr. Behrens hatte ich bereits in Chicago kennengelernt, da auch die BA zu den durch AARP ausgezeichneten Unternehmen zählte. Titel ihres Vortrags war „Demografiesensible Personalarbeit als Antwort auf die Megatrends der Zukunft“. Wir werden älter, weiblicher und bunter – so begann der Vortrag, der tiefe Einblicke in die BA gewährte und in die Kunst bestehende Instrumente richtig einzusetzen – nachhaltig mit Strategie. Besonders gut gefiel mir der Punkt „Wie wir als Unternehmen mit älteren Mitarbeitern umgehen, ist ein Signal an die jüngeren“, mit der die Brücke zur Rekrutierung und dem Binden von jungen Zielgruppen geschlagen wurde.
Als nächstes stand das Thema Frauen auf der Agenda – vorgetragen von Rainer Jensen, Director Learning&Development bei CocaCola. Mit „Der ungehobene Schatz – Frauen in Führungspositionen“ zeigte Jensen einige Handlungsfelder in seinem Unternehmen auf, die sie intern angegangen waren. Die Tatsache, dass „Frauenversteher“ ein Schimpfwort ist, deutet auf eine grundsätzliche kulturelle Herausforderung hin und machte recht deutlich, wo genau das Problem liegt.
Wir hatten einen straffen Zeitplan, der durch ein strenges Management perfekt eingehalten wurde. Demnach konnte ich mit meinem ersten Vortrag zum Thema Mobile Recruiting pünktlich starten. Es war etwas ernüchternd zu sehen, wie weit weg dies Thema scheinbar noch für Vorstände und Geschäftsführer ist. Auch mein zweiter Vortrag zum Thema Dialog als Schlüssel zum Social Web produzierte noch ein paar Fragezeichen.
Zwischen meinen Vorträgen sprach noch Ulrich Jordan, Personalvorstand der TARGO Bank, über HR Kompetenzen. Aus seiner Sicht gibt es 5 wesentliche Kernkompetenzen, die vielen Fällen nicht ausreichend gefördert und ausgeprägt werden.
- Das Geschäft verstehen
- Assessment Skills
- Talentmanagement
- Influencing Skills
- Emotionale Intelligenz
Ein genialer Vortrag, der jedem Anwesenden die Augen öffnete und man hörte förmlich die Gedanken „Habe ich meine Hausaufgaben gemacht? Sind meine Personaler wirklich fit in diesen Themen/ Kompetenzen?“
Leider musste ich nach meinem zweiten Vortrag nach Berlin zurückkehren, denn wie immer habe ich ja noch nen richtigen Job, der auch gemacht werden will. Die Speaker des Abends habe ich somit verpasst und gleiches gilt auch für die Referenten des heutigen Tages. Nichtsdestotrotz konnte ich sehr viel mitnehmen und blicke auf eine sehr beeindruckende Konferenz zurück mit hochkarätigen Teilnehmern und Referenten.
PS: der Suppen Report wurde wegen des Gipfels nach hinten verschoben – kommt aber noch.
PPS: und noch ein Lob an die Gorillas aus Berlin (ImproTheater) - es war klasse!
Kommentar schreiben