1, 2, 3 ........ Weltherrschaft - Wie WeChat das Thema Candidate Experience auf das nächste Level hebt
Nun fängt der schon wieder an von dem Netzwerk zu schreiben, das hier keiner kennt. Ja, ich weiß, die Nutzerzahlen von WeChat sind in Deutschland mehr als übersichtlich, aber im Nachfolgenden soll lediglich einmal dargestellt werden, wo die Reise hingehen kann.
Wer war WeChat noch gleich?
Für diejenigen, die WeChat noch nicht kennen, zunächst eine kleine Erläuterung. WeChat ist ein chinesisches Netzwerk, welches im Grunde mit Whatsapp zu vergleichen ist, aber seinen Nutzern noch weitere zusätzliche Funktionen offeriert, wie z.B. eine Pinnwand.
Letztlich also als Messenger in China geboren, konnte es sich als einziges Netzwerk von China aus in andere Länder ausdehnen und ist bis heute zu einem der erfolgreichsten Netzwerk aller Zeiten herangewachsen.
WeChat, ein Netzwerk schafft den Sprung von China aus in die Welt
Bei solch einer Erfolgsstory, lassen Corporate Accounts natürlich nicht lange auf sich warten, und auch das Recruiting hielt schon emsig Einzug in das Netzwerk. Das besondere an dem gesamten Konstrukt ist nun, dass WeChat seinen Ursprung im Messenger Bereich hat. Das bedeutet, dass Viralität, Sharing, liken, followen, etc. kein Bestandteil der Grundausstattung sind. Auch wenn man WeChat als ganzes betrachtet, spielt Viralität eigentlich keine Rolle.
Der aufmerksame Leser erinnert sich an die Funktion der Pinnwand. Ja, eine solche ist vorhanden, jedoch ist lediglich ein Kommentieren und Liken der Beiträge mögliche und kein Sharen. Übersetzt bedeutet das, dass es nahezu unmöglich ist, mit einer Nachricht die Freunde der Freunde zu erreichen - geschweige denn darüber hinausreichende Netzwerkkreise. Zudem bleibt die Welt der Pinnwände auf WeChat eh den Firmen im Grunde verborgen. Eine kleine Einschränkung muss ich allerdings dem Netzwerk zugestehen, das alte SMS Schneeballsystem funktioniert hier schon, ist aber meiner Meinung nach nicht mit der Viralität, wie wir sie von Twitter kennen, vergleichbar.
Firmen Accounts sind auf WeChat bei Geburt unsichtbar
Aber wo finden wir denn dann die Firmen Accounts? Berechtigte Frage.
Firmen Accounts auf WeChat sind zunächst quasi unsichtbare Accounts. Es gibt zwar sozusagen eine Art Firmenseite, aber diese wird erst sichtbar, wenn man der Seite folgt. Das mag zunächst etwas kryptisch klingen, aber wenn man das Grundprinzip verstanden hat, trifft einen der Schlag.
Man sollte zwei Welten unterscheiden: die der Messanger und die der klassischen Social Networks
Wir sind ja hier in der Welt der Messenger und wenn ein Nutzer einer Firma folgt, macht er im Grunde nichts anderes, als einen privaten Chat zu dieser Firma zu eröffnen. Damit landet der Firmenaccount in der Liste der Gruppen- und Einzelchats. Das kann man sich so ähnlich vorstellen, wie man es von Whatsapp kennt. Und war der Schlag schon da? Wenn nicht, einfach weiterlesen.
Jeder Nutzer bekommt seinen eigenen privaten Draht zur Firma
Followen also zwei Nutzer einer Firma, werden zu dieser Firma zwei private Chats eröffnet, die nahezu unabhängig von einander existieren. Ich glaube, so langsam schlägt es, oder? Das einzige was beide Chats (also die beiden privaten Chaträume) gemeinsam haben, ist eine sehr limitierte Anzahl an Posts, die eine Firma an alle ihre privaten Chats gesammelt senden kann. Hier gibt es nun zwei unterschiedliche Firmen Account Typen, auf die ich in diesem Artikel aus Komplexitätsgründen nicht im Detail eingehen will. So viel sei aber schon einmal verraten: Account Typ A darf ca. 1 mal am Tag posten; Account Typ B ca. 4 mal im Monat.
Wenn sich jetzt eine(r) von Ihnen auch nur eine Sekunde fragt, was man dann als Firma da soll: ja, man muss die ganzen Marketingfloskeln beiseite legen und sich tatsächlich um die potentiellen Bewerber kümmern - ohne Witz und das auch noch 1to1. Rums.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von zusätzlichen Funktionen innerhalb dieser neuen Welt, die ich nach und nach mal näher in Artikeln beschreiben werde. Funktionen, die Firmen dabei unterstützen dieses neue Konstrukt zu bewältigen. Und natürlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Trotzdem muss ich sagen, dass WeChat mit diesem überaus genialen Schachzug die temporäre Weltherrschaft verdient hat.
Die Beziehungen treten in den Vordergrund
Wir haben damit den Sprung von einem Social Media Bla Bla Auftritt zu einem Service Account geschafft bzw. wurden dazu gezwungen, sofern man sich als Firma darauf einlässt. Die Candidate Experience wird vom Erstkontakt an aufgewertet und es geht nicht mehr länger um profane News, sondern um echte Services - und um echtes Recruiting. Ich kann auf Bewerber plötzlich ganz anders eingehen.
Ich muss zugeben, bei mir hat es etwas gedauert, bis ich das Konstrukt durchschaut hatte, und ich bin mit Durchschauen auch noch nicht fertig. Dennoch wollte ich diese Einblicke schon einmal teilen, denn die Zeit steht ja nicht still. Sollte mir jemand die Rückmeldung geben, dass der Artikel unverständlich ist, würde ich mich auch nochmal dran versuchen oder eine Version zwei mit weiteren Infos auflegen. Ich denke aber, dass wir hier eine gravierenden Shift erleben im Kontext Social Media und Interaktion mit Firmen - und so etwas sollte man nicht verpassen ;)
14 Kommentar(e)
jsorg am 21.03.2015
Hey Robin,
schöner Lobgesang auf WeChat. Bin gespannt, ob Du Recht behältst. WeChat hat Potenzial, keine Frage, sonst würden wir es ja nicht eh auch schon nutzen ;)
Aber die Struktur, die Du für WeChat modellierst hast, gilt im Grunde genommen auch für die Messages in Facebook, wo Du ja ebenfalls einzelne Chats mit Usern abhalten kannst. Das wird ja auch rege genutzt - zumindest bei uns. Auch trotz der FB-Policy, mobil dafür die Messenger-App nutzen zu müssen. Oder?
Best, Jürgen
Barbara Braehmer am 21.03.2015
Hallo!
Danke für den Erfahrungs-Bericht und das Teilen der Begeisterung. Mir fällt da ein Vergleich ein: In den 70igern Jahren wurden diese unhöflichen ‚Quatschophone‘, die vom Schreibtisch des Chefs aus nach Knopfdruck geschmettert haben: ‚Fräulein Müller zum Diktat‘ durch zumindest etwas ‚persönlichere‘ Anrufe ersetzt. Ich definiere für meinen (westlichen) Teil Beziehung anders.
Zwar klingt so ein System interessant – aber nur wenn man die Mentalität hat, extreme Nähe auch von Fremden zuzulassen. Denn die chinesischen Netzwerke und Apps beobachte ich schon länger und eines ist auffällig: Sie haben fast alle mehr oder weniger direkte ‚Push-to-Talk‘ bzw. Walkie-Talkie-Funktionen, die sie in den Vordergrund stellen. Und auch so zu nützen.
Im privaten Umfeld habe ich junge Chinesen miterlebe, die WEIBO, TALKBOX und FACEBOOK gleichzeitig nützen. Absolut virtuos, wie sie zwischen den Netzwerken und verschiedenen Still-Laut, Reden, Telefonieren, Messages und SMS und Sprachen hin- und her schwingen! Aber: Es ist durch die Push-to-Talk Funktion auch keine Ruhe, wenn sie schlafen! Denn es geht einher mit einem anderen Phänomen. Selbst im Vergleich zu leidenschaftlichen Facebooknutzern scheint mir der Wert und die Wichtigkeit jeder einzelnen Nachricht aus dem sozialen Netzwerk viel höher eingestuft zu werden als wir es im Westen tun. Dieses vereinnahmende ‚Ich, sofort und alles‘ entspricht zwar auch dem Zeitgeist hier, aber trotzdem ist die Manifestation in der chinesischen Version schon extrem schonungslos direkt.
Aber ok, ich habe mich von meiner Stieftochter auch belehren lassen, dass ein Like auf Facebook bereits Kommunikation ist. Da muss ich wohl noch was lernen.
Viele Grüße
Barbara Braehmer
jsorg am 12.04.2015
Hey Robin,
schöner Lobgesang auf WeChat. Bin gespannt, ob Du Recht behältst. WeChat hat Potenzial, keine Frage, sonst würden wir es ja nicht eh auch schon nutzen ;)
Aber die Struktur, die Du für WeChat modellierst hast, gilt im Grunde genommen auch für die Messages in Facebook, wo Du ja ebenfalls einzelne Chats mit Usern abhalten kannst. Das wird ja auch rege genutzt - zumindest bei uns. Auch trotz der FB-Policy, mobil dafür die Messenger-App nutzen zu müssen. Oder?
Best, Jürgen
Robindro Ullah am 21.03.2015
Hallo Jürgen,
recht hast du da schon. Allerdings vergleiche ich die Messages in Facebook eher mit Email Kommunikation. Bei WeChat hat jeder User ja seine kleine Private "Fanpage" inkl. aller Funktionen (ich weiß, so detailliert bin ich im Artikel nicht geworden). Chatten ist nur eine von 16 Funktionen, die man als Unternehmen in diese Seiten bauen kann. Egal was du machst, du musst es immer 1to1 denken. Bei Facebook lebe ich sehr viel davon, dass viralität greift, User sich auf meiner Seite tummeln und ja - dann auch in den direkten Austausch gehen. Aber dieses drum herum, habe ich bei WeChat nicht. Die Anzahl der Posts ist extrem beschnitten. Ich muss mir also etwas auf der Basis 1to1 einfallen lassen. Alternativ kannste natürlich zu Weibo gehen, um die klassischen Effekte zu nutzen, aber dann haste halt gleich mal ein paar 100 Mio User weniger. Der User bestimmt in welchem Netzwerk er sich aufhält, und dem Netzwerk muss du dich anpassen.
VG Robin
Barbara Braehmer am 12.04.2015
Hallo!
Danke für den Erfahrungs-Bericht und das Teilen der Begeisterung. Mir fällt da ein Vergleich ein: In den 70igern Jahren wurden diese unhöflichen ‚Quatschophone‘, die vom Schreibtisch des Chefs aus nach Knopfdruck geschmettert haben: ‚Fräulein Müller zum Diktat‘ durch zumindest etwas ‚persönlichere‘ Anrufe ersetzt. Ich definiere für meinen (westlichen) Teil Beziehung anders.
Zwar klingt so ein System interessant – aber nur wenn man die Mentalität hat, extreme Nähe auch von Fremden zuzulassen. Denn die chinesischen Netzwerke und Apps beobachte ich schon länger und eines ist auffällig: Sie haben fast alle mehr oder weniger direkte ‚Push-to-Talk‘ bzw. Walkie-Talkie-Funktionen, die sie in den Vordergrund stellen. Und auch so zu nützen.
Im privaten Umfeld habe ich junge Chinesen miterlebe, die WEIBO, TALKBOX und FACEBOOK gleichzeitig nützen. Absolut virtuos, wie sie zwischen den Netzwerken und verschiedenen Still-Laut, Reden, Telefonieren, Messages und SMS und Sprachen hin- und her schwingen! Aber: Es ist durch die Push-to-Talk Funktion auch keine Ruhe, wenn sie schlafen! Denn es geht einher mit einem anderen Phänomen. Selbst im Vergleich zu leidenschaftlichen Facebooknutzern scheint mir der Wert und die Wichtigkeit jeder einzelnen Nachricht aus dem sozialen Netzwerk viel höher eingestuft zu werden als wir es im Westen tun. Dieses vereinnahmende ‚Ich, sofort und alles‘ entspricht zwar auch dem Zeitgeist hier, aber trotzdem ist die Manifestation in der chinesischen Version schon extrem schonungslos direkt.
Aber ok, ich habe mich von meiner Stieftochter auch belehren lassen, dass ein Like auf Facebook bereits Kommunikation ist. Da muss ich wohl noch was lernen.
Viele Grüße
Barbara Braehmer
Robindro Ullah am 21.03.2015
Hallo Barbara,
vielen Dank für den Kommentar! Gibt mir auch nochmal zu denken, denn diesen Kulturellen unterschied kann man ganz und gar nicht leugnen :-)
VG Robin
Robindro Ullah am 12.04.2015
Hallo Jürgen,
recht hast du da schon. Allerdings vergleiche ich die Messages in Facebook eher mit Email Kommunikation. Bei WeChat hat jeder User ja seine kleine Private "Fanpage" inkl. aller Funktionen (ich weiß, so detailliert bin ich im Artikel nicht geworden). Chatten ist nur eine von 16 Funktionen, die man als Unternehmen in diese Seiten bauen kann. Egal was du machst, du musst es immer 1to1 denken. Bei Facebook lebe ich sehr viel davon, dass viralität greift, User sich auf meiner Seite tummeln und ja - dann auch in den direkten Austausch gehen. Aber dieses drum herum, habe ich bei WeChat nicht. Die Anzahl der Posts ist extrem beschnitten. Ich muss mir also etwas auf der Basis 1to1 einfallen lassen. Alternativ kannste natürlich zu Weibo gehen, um die klassischen Effekte zu nutzen, aber dann haste halt gleich mal ein paar 100 Mio User weniger. Der User bestimmt in welchem Netzwerk er sich aufhält, und dem Netzwerk muss du dich anpassen.
VG Robin
Eva Lutz am 21.03.2015
Sich um die Bewerber kümmern ist der beste Ansatz, danke Herr Ullah. Außerdem mag ich Ihre Werbung für WeChat schon deshalb, weil WeChat Basis für unsere Fantasie-App ist, die der Kollege von Porsche und ich beim Frauenhofer Institut design gethinkt haben. Es war eine "Wer in meinem Bus verdient für den gleichen Job mehr als ich und wo kann ich mich bewerben um auch so viel zu verdienen"-App, ein location based service, der sicherlich nicht nur in Asien Aufsehen erregen würde. Viele Grüße aus München, Eva Lutz
Robindro Ullah am 12.04.2015
Hallo Barbara,
vielen Dank für den Kommentar! Gibt mir auch nochmal zu denken, denn diesen Kulturellen unterschied kann man ganz und gar nicht leugnen :-)
VG Robin
GEON Karriere: MOOCs, Videointerviews und Social Media - gehirnonline.de am 21.03.2015
[…] Das chinesische Netzwerk WeChat bietet Nutzern einen direkten Draht zum Unternehmen. Unternehmen können wie auch in Facebook Unternehmensseiten in WeChat erstellen. Nur wenn ein Nutzer dem Unternehmen folgt, wird diese Seite dann für ihn sichtbar. Das Besondere ist, der Bewerber eröffnet damit einen 1:1 Chat zur Firma. Das Unternehmen “unterhält” sich dann individuell mit jedem Interessenten: robindroullah […]
Eva Lutz am 12.04.2015
Sich um die Bewerber kümmern ist der beste Ansatz, danke Herr Ullah. Außerdem mag ich Ihre Werbung für WeChat schon deshalb, weil WeChat Basis für unsere Fantasie-App ist, die der Kollege von Porsche und ich beim Frauenhofer Institut design gethinkt haben. Es war eine "Wer in meinem Bus verdient für den gleichen Job mehr als ich und wo kann ich mich bewerben um auch so viel zu verdienen"-App, ein location based service, der sicherlich nicht nur in Asien Aufsehen erregen würde. Viele Grüße aus München, Eva Lutz
Employer Branding von morgen – Digitale GiveAways, die sich viral verbreiten? – Wir machen’s möglich! am 21.03.2015
[…] Wer in den letzten Wochen meine Posts verfolgt hat, hat vermutlich bemerkt, dass ich ein kleiner WeChat Fan geworden bin. Folgt man der Verlinkung, kann man kurz nochmal nachlesen, was WeChat genau […]
Bricolage, Antropofagia und Frechmut. Mit Rückblick in den Ausblick für das HR-Jahr 2015 - personalblogger am 21.03.2015
[…] was etwa Robin mit WeChat im Bereich der Personalgewinnung oder Candidate Experience für Voith macht, ist ein ideales Beispiel für die kommunikativen […]
Doudoune Canada Goose Pas Cher am 21.03.2015
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