Die Kindernothilfe e.V. bringt Kultur in den Bewerbungsprozess - ein Interview mit Marcel Rütten
Marcel Rütten ist seit etwa vier Jahren HR Manager bei der Kindernothilfe und verantwortet dort insbesondere die Themen Employer Branding, Recruiting und Retention Management. Darüber hinaus ist er Experte für HR Controlling und Compensation & Benefits. Er spricht Code auf B1 Niveau und versteht sich als HR Digitalstratege. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er unter anderem in verschiedenen Personalbereichen bei Siemens und Evonik aktiv. Seine Konzepte im HR-Bereich wurden bereits mehrfach ausgezeichnet.
Ich freue mich sehr, dass er mir heute Rede und Antwort zum Thema Cultural Fit steht. Lassen Sie uns daher direkt in die Fragen einsteigen.
Das Thema Cultural Fit wurde in diesem Jahr ganz Groß geschrieben. Es sind einige Tools auf den Markt gekommen, die kulturelle Matchings versprechen. Nun habe ich gehört, dass die Kindernothilfe sich getraut hat, eines (den Evalueater) einzusetzen. Wie kam es dazu? und wie schwierig war es die Stakeholder zu überzeugen?
Als NGO, die sich für Kinderrechte einsetzt, spielt die Kulturentwicklung der eigenen Organisation für uns seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Bisher konnten wir jedoch nur durch das Vorstellungsgespräch Erkenntnisse über die kulturelle Passung von Kandidaten gewinnen. In Anbetracht der strategischen Bedeutung war uns das deutlich zu wenig. Wir haben also nach einem Tool Ausschau gehalten, dass diese Lücke schließt - ohne dass wir direkt sehr umfassende diagnostische Verfahren hinzuziehen müssen. Schließlich müssen wir als Spendenorganisation sehr genau darauf achten, wie wir unser Budget und unsere Zeit einsetzen.
Beim Thema Kultur holen viele schnell die Weichspüler Karte heraus. Das Thema sei nicht greifbar und hätte keinen messbaren Impact. In welcher Form nutzt Ihr den Evalueator und könnt ihr einen messbaren Nutzen für euch ableiten?
Wir setzen den Evalueator ein, um Bewerbungen mit einer besseren Qualität zu erhalten und um diese weiter differenzieren zu können bevor wir zu Gesprächen einladen. So haben wir einen zusätzlichen Punkt, um entscheiden zu können und die Werte und das Verhalten von Kandidaten vorab zu analysieren. Denn Organisationskultur ist für uns ganz klar ein Erfolgsfaktor, den ich messen kann und kein Chichi. Wir können beispielweise relativ einfach die Mitarbeiterbindung messen indem ich die Frühfluktuation mit dem Cultural Fit kombiniere. Darüber hinaus spielt die intrinsische Motivation für die Performance eine erhebliche Rolle. Ein besserer Cultural Fit führt außerdem dazu, dass die Mitarbeiterzufriedenheit und das Commitment steigt. Wir achten also sehr genau darauf, dass wir die Personen einstellen, deren Wertefamilie mit unseren Werten in hohem Maße übereinstimmen.
Es geht ein wenig in die Richtung der Aussage von Jim Collins: First Who then What. Ist der jetzige Einsatz bei euch lediglich der Beginn einer großen Veränderung, die irgendwann zu diesem großartigen Zitat führt?
Auf jeden Fall. Wir können jetzt ganz bewusst steuern, welches Kulturprofil wir für bestimmte Vakanzen einsetzen wollen. Wir könnten natürlich immer die Person einstellen, die genau ins Team passt und dieselben Werte vertritt, wie das restliche Team. Manchmal ist aber auch der komplementäre Fit gefragt, so dass wir nun vorab die Kandidaten danach auswählen können, welches Profil einem Team noch fehlt. Was das für die Entwicklung unserer Organisationskultur bedeutet und welche Veränderungen dadurch kommen werden, ist heute noch schwer zu sagen. Wichtig ist für uns aber zu wissen, dass wir nun gezielt nach diesen Personen suchen können, indem wir den Test als Entscheidungsunterstützung heranziehen.
Zum Abschluss würde ich gern noch wissen, ob du auch schon mitbekommen hast, ob das Tool einen Mehrwert für die Bewerber liefert? Letztlich sagt man ja in der Theorie, dass es gerade auch dem Bewerber viel Ärger ersparen kann, wenn er weiß, ob er zur Unternehmenskultur passt.
Und wie! Ein Drittel aller Bewerber, die wir zum Cultural Fit Test eingeladen haben, melden sich unaufgefordert (!) zurück und erzählen uns von ihrer positiven Erfahrung. Das allein belegt schon die gesteigerte Candidate Experience. Die Bewerber freuen sich bereits über die Teilnahme als nächsten Step im Prozess – aber auch über den personifizierten Bericht. Durch den Bericht bekommen sie eine Orientierung bei wem sie sich überhaupt bewerben. Der Cultural Fit Score liefert den Bewerbern dann noch einen Indikator dafür, ob das Mindset und die Verhaltensrituale zueinander passen könnten. Ein neuer Arbeitgeber ist aus Bewerbersicht immer erst eine Art Blackbox, die man erst erkunden muss. Ausschreibungen und Karriereseite sind für den hohen Informationsbedarf oft viel zu oberflächlich. Unsere Bewerber nehmen diese Möglichkeit daher sehr dankbar an.
Vielen Dank Marcel für das Interview!
Wer mehr über den Evalueator wissen möchte kann sich gern an Christoph Athanas wenden.
Der Cultural Fit Evalueator ist ein Gemeinschaftsprodukt der Firmen metaHR, Deutsche Employer Branding Akademie und Ingentis.
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