Was war noch gleich dieses Digitalisieren?
Es traf mich doch wie ein Schlag. Der Beitrag auf vorwaerts.de mit dem Titel “Warum Deutschland eine erfolglose Internetnation ist” stellt mit wenigen Worten Deutschland bloß. Man hat es immer mal wieder gemunkelt, aber dass Deutschland aus Sicht des Internets und des Umgangs damit eher Entwicklungsland als Industrienation ist, viel mir erst beim Lesen des Beitrag so richtig deutlich auf. 8 erschreckende Punkte kann man dort nachlesen, von denen ich meine beiden Highlight gern hier noch einmal wiederholen und kommentieren möchte.
Deutschland ist in Europa das einzige Land, in dem höher Gebildete signifikant weniger Social Media nutzen als weniger Gebildete. (Wolfgang Gründinger)
Manchmal habe auch ich das Gefühl, dass ich mich nicht meinem Alter entsprechend verhalte, wenn ich im Netz surfe. Zumindest suggeriert mir dies meine Umgebung von Zeit zu Zeit. Es sind diejenigen, die glauben, dass Social Media Sex, Drugs and RockenRoll ist - bzw. das online Pendant dazu. Warum ausgerechnet in Deutschland Internet kein Zeichen von Bildung ist, kann ich mir nicht erklären. Der Satz überraschte mich jedoch nicht sonderlich, sondern mein Gefühl ähnelte einer Bestätigung. Ursache ist meiner Meinung nach die Sandwich-Generation, die ohne Internet groß geworden ist und während der akademischen Karriere keine Zeit mehr hat, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Es ist eine ganze Generation, die keinen Sinn für Kommunikation im modernen Stil hat, und sich international damit ins Aus schießt. Es klingt schon fast ironisch, wenn man sagt, dass die höher Gebildeten weniger Social Media nutzen - vermutlich aus Mangel an Wissen = Bildungslücke.
Nur acht Prozent der Schüler halten ihre Lehrer für kompetent im Umgang mit digitalen Medien. Kein Wunder, wenn Lehrer hierzulande fordern, man müsse Kinder aus pädagogischen Gründen vom Internet fernzuhalten. (Wolfgang Gründinger)
Von wem soll der Nachwuchs denn nun lernen? Das dieses Internet und der Kram mit dem Social Media nicht völlig ungefährlich sind, wissen wir. Aber wenn die Eltern nicht Vorbild sein können oder wollen - sich einfach nicht zu entwickeln, ist keine Option - und die Lehrer auch in den Topf der ungebildeten Gebildeten fallen, dann sieht´s tatsächlich schwarz aus. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft kann ich nur erahnen. Was in Unternehmen an wertvoller Kommunikation und an Wissen in Deutschland verloren geht, kann vermutlich niemand beziffern.
Hier kommt für mich übrigens der HR Bereich ins Spiel und dessen Rolle bei der Digitalisierung. Dieser sollte es in die Hand nehmen und die digitale Transformation antreiben. Wenn man sich ein wenig umhört, dann scheine nicht nur ich dies zu glauben, sondern auch noch ein paar weitere HRler. Um aber Treiber zu sein, muss man eigentlich Vordenker sein oder zumindest das Thema verstanden haben. Beides sehe ich heute noch nicht im HR Bereich. Ich habe mir dazu schon häufig Gedanken gemacht und aus einer dieser Denk-Sessions war das Seminar HR Management 2Go entstanden. https://www.quadriga.eu/de/seminare/hr-management-2go-tools-und-apps-fuer-das-hr-management-der-zukunft Ein Seminar, welches eine greifbare Perspektive auf die Digitalisierung für HR wirft, hatte mir noch im sonst so überfüllten Angebot in Deutschland gefehlt. Seminare werden den Karren aber leider nicht aus dem Dreck ziehen. Entschuldigen Sie bitte diese Ausdrucksweise, aber die Digitalisierung wird nicht pausieren, nur weil HR in Deutschland noch nicht so weit ist. Das schlimme daran ist: die Geschwindigkeit, mit der sich Digitalisierung ausbreitet, nimmt exponentiell zu. Die Geschwindigkeit, mit der sich das Mindset in Deutschland verändert, ist höchstens konstant.
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