SnapChat - der neue Star unter den Messengern
Snapchat beschäftigt mich schon seit ein paar Jahren. Experimentiert habe ich zu Genüge, wie man dem Personalmanagement Konkgress Beitrag vor einem Jahr entnehmen konnte, und nach wie vor halte ich es für eines der gelungensten Messenger, die sich aktuell am Markt tummeln. Also ausreichend Gründe den Messanger heute einmal erklärend unter die Lupe zu nehmen.
Snapchat wurde 2011 gegründet und gehört zu den Foto based Messenging Apps. Es ist im traditionellen Sinne also kein Social Network wie Facebook, sondern lässt sich in der Struktur eher mit Whatsapp und vor allem WeChat vergleichen. Bekannt geworden ist der Messenger durch die geniale Idee, dass die Nachrichten (also meist Fotos oder Videos) sich nach einer Zeitspanne von wenigen Sekunden von selbst zerstören. Dass dieser Messanger erst jetzt so langsam auch in den Köpfen der deutschen Personaler ankommt, zeigt erneut das berühmte Time - Lag von ca. 3-4 Jahren zwischen Deutschland und dem Rest der Welt (kleine Überspitzung meinerseits). Das muss nichts negatives sein, denn beispielsweise im Fall von SnapChat kann Deutschland definitiv von ausländischen Recruiting Aktionen bzw. berichten lernen.
Die Frage, die sich viele bei solch einem Sternchen am Social Media Himmel stellen, ist: brauchen wir dieses Medium nun auch noch? Meist besteht wenig Lust, sich jetzt mit der hundertsten App und deren Funktionalitäten auseinanderzusetzen, was ich völlig verstehen kann. Es gibt auch einfach zu viele nutzlose Apps. Aber dieser Post soll Ihnen zeigen, dass Snapchat durchaus einen Blick wert ist. Zum einen finden Sie in Deutschland definitiv die Nachwuchgruppen dort und zum anderen hat Snapchat einen unheimlich großen Innovationstreiber, was aus meiner Sicht für ein langes Überleben dieses Messengers spricht.
Kommen wir aber nun zu den Funktionalitäten, die ich Ihnen nun nicht länger vorenthalten will.
Kern der App ist eine Foto und Video basierte Kommunikation
Snapchat unterstreicht diesen eigentlichen Zweck bei jedem öffnen der App. Denn mal abgesehen von Foto Apps ist es auf meinem Handy die einzige App, die als Startbildschirm die geöffnete Kamera hat. Denken Sie an andere bildbasierte Netzwerke wie etwa Instagram, so ist meist der Startbildschirm die Pinnwand. D.h. hier steht definitiv nicht der passive Konsum im Vordergrund, sondern die direkte Aufforderung Snaps zu produzieren und mit Freunden zu teilen. Es ist ein sehr interessanter anderer Zugang zur Kommunikation. Damit ein Foto zum Snap wird, sollte man es eigentlich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln im Nachgang vor Versenden bearbeiten. Erst dadurch wird ein Bild ein unverkennbares Snap. Die bearbeiteten Bilder lassen sich abspeichern und auch auf anderen Netzwerken teilen. Ein dadurch recht berühmt gewordener Instagram Account ist GEEOHSNAP, der Snaps auf Instagram teilt.
Die kreative Bild- und Videobearbeitung
Wie eben schon erwähnt, existieren diverse Möglichkeiten die Bilder und Videos zu bearbeiten. Dabei ist quasi der Klassiker, dass man auf dem Bild oder Video Emojis und/ oder Text platziert und/ oder direkt in das Bild hineinzeichnet. Des weiteren kann man Filter über das Foto oder Video wischen. Diese verändern die Belichtung. Man kann sich aber auch einen Filter mit der momentanen Geschwindigkeit bzw. Uhrzeit in sein Bild ziehen. 2014 wurden dann noch die sogenannten Geofilters eingeführt, die standortabhängig verfügbar sind. D.h. je nach Standort finde ich in meiner "Liste" der Filter ganz unterschiedliche, die meist eindeutig einem Standort zu zuordnen sind. So kann man sich in Berlin beispielsweise fast überall einen Berlin Schriftzug ins Bild ziehen.
Der Durchbruch mit dem Selfie-Lens Feature
Für mich war Snapchat mehr oder weniger ein sehr schlau durchdachter Messenger bis 2015 die sogenannten Lenses herauskamen. Damit war für mich klar, dass hinter Snapchat mindestens ein Genie stecken musste. Diese Lens erlauben es dem Nutzer, sein Selfie noch vor dem Auslösen zu bearbeiten anhand eines durch Snapchat durchgeführten Gesichtsscans. Dabei kann der Nutzer zwischen verschiedenener Lenses auswählen, die er sich maßgeschneidert auf sein Gesicht legen kann. Die bislang vermutlich erfolgreichste Lens ist der Faceswop. Einer meiner ehemaligen Chefs sagte mal zu mir: die höchste Form der Anerkennung ist die Kopie. Wenn andere beginnen, deine Ideen zu kopieren, dann fühl dich geehrt. Es hat nicht lange gedauert, bis weitere Apps auf dem Markt erschienen sind, die genau diese Funktion - die Selfie-Lens - kopiert und somit aus Snapchat herausgelöst haben. Ein Beispiel ist Msqrd.
Meine Geschichte als zusätzliches Gimmick
2013 führte Snapchat die "My Story" Funktion ein, die erlaubte ungerichtet Fotos für mehr als die herkömmlichen 1-10 Sekunden an einen oder alle Freunde bzw. ein öffentliches Publikum zu senden. Sobald ich Fotos meiner Story hinzufüge, werden diese chronologisch abgespielt. Jedes Video oder Foto überlebt innerhalb von “My Story” genau 24 Stunden ab dem Zeitpunkt, wo ich es hinzugefügt habe. Auch dieses Feature hat Snapchat tatsächlich zusätzlich noch standortbasiert umgesetzt. 2014 wurden die sogenannten “Live Stories” ins Leben gerufen. Diesen kann man eigene Snaps hinzufügen, sofern man sich am richtigen Ort befindet - beispielsweise auf einem Konzert etc. Wiederum eine völlig neue Idee quasi ein Gemeinschaftsvideo zu generieren und Betrachtern wirklich die unterschiedlichsten Blickwinkel auf ein Event zu geben.
Discoverer
Der letzte Streich wurde Anfang 2015 eingeführt und nennt sich Discoverer. Dieser befindet sich quasi ganz rechts in der Menüführung. Im Discoverer findet man News von verschiedenen Verlagen, die man dort lesen, aber von dort aus auch teilen kann.
Die unsichtbare Menüführung
Eine sehr spannende Neuerung, die mir persönlich erst bei Snapchat so richtig aufgefallen ist, ist die unsichtbare Menüführung. Es gibt kein klassisches Menü, bei dem das Bild zur Seite geschoben wird und eine Menüleiste zum Vorschein kommt. Etliche Funktionen befinden sich als Buttons direkt auf dem Startbildschirm und je nachdem, in welchem Status ich mich befinde, werden weitere Funktionen eingeblendet. So sehe ich beispielsweise die Tools, um ein Foto zu bearbeiten, erst nachdem ich ein Foto gemacht habe. Hinzu kommen Funktionen, die ich durch Wischen aufrufen kann, wie etwa die Geofilter. Einen Hinweis, dass gewischt werden muss, gibt es allerdings nicht. Besonders interessant finde ich den Aufruf der Lenses. Dieses Menü erscheint, wenn ich im Selfie Modus auf mein Gesicht drücke und halte.
Auf den HR Bereich bezogen ist dies wohl eine der wichtigsten Neuerungen von Snapchat, da die das Nutzerverhalten auf mobilen Endgeräten verändert, was wiederum Implikationen für unsere Karriereseiten haben könnte. Diese Menüführung ist derart einfach und bequem, dass eine Adaption auf eine Mobile Karriereseite durchaus Sinn machen könnte - wenn man ausschließlich Schüler sucht. Ein “normaler” Erwachsener würde vermutlich gar nicht erst auf die Idee kommen, dass ein Menü unsichtbar sein kann. Das wird also eher wieder ein schleichender Prozess sein.
Neben all diesen Innovationen kann man über Snapchat nach wie vor Texten. Die Nachrichten verschwinden zwar auch wieder, aber dafür gibt es eine sehr schöne Ad-Hoc Videofunktion, die einen dazu animiert, den Text Chat temporär in einen VideoChat zu überführen, sobald festgestellt wird, dass beide Teilnehmer an der Konversation gleichzeitig im Chat online sind.
Ich hoffe, es kam ein wenig rüber, dass diese App einfach der Wahnsinn ist. Diese Konzentration von wirklich bahnbrechenden Innovationen, die das Verhalten von Menschenmassen verändert, fasziniert mich völlig. Die Möglichkeiten über Snapchat zu rekrutieren, sind daher gefühlt auch unendlich groß. Man muss nur die App erst einmal richtig verstehen.
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