Knock, Knock - who´s there? ... Der Fachkräftemangel - ... oder doch nur ein weiterer schlechter Rekruitingprozess?
Auf den diesjährigen Trendence Awards wurde es zum ersten Mal überdeutlich. Die Zielgruppe der BlueCollar/ non-Academics/ Facharbeitende scheint den wunden Punkt der Unternehmen gefunden zu haben. In der Kategorie „Beste Employer Branding Kampagne“ wurden explizit etliche Kampagnen eingereicht, die sich exakt dieser Zielgruppe der Facharbeitenden widmeten. Besser spät als nie könnte man meinen, haben die Unternehmen erkannt, dass sich Facharbeitende nicht nebenbei rekrutieren lassen. Während sehr viele Unternehmenslenkende von sich auf andere schließen und gern in die akademische Rekrutierung investieren, lag der Bereich der Facharbeitenden brach. Der Druck war in letzter Zeit aber scheinbar so groß, dass sich etliche Unternehmen dazu entschieden, eine auf Facharbeitende abgestimmte Kampagne in großem Stil umzusetzen. Hieraus entstand die zusätzliche Kategorie „Beste Employer Brand Kampagne (für Fachkräfte)“, deren Award die Deutsche Bahn mit dem Lokführer Check für sich behaupten konnte.
Kampagnen, die sich explizit an Facharbeitende gerichtet haben, gab es auch schon früher. Vor allem Unternehmen, die ganz augenscheinlich deutlich höhere Bedarfe im BlueCollar Bereich hatten, haben sich der Thematik angenommen. Überraschend war die Ballung der Kampagnen bei den Awards, die bislang eher vereinzelt auftauchten. So etwas arbeitet natürlich in einem Herzblut Personaler. Die Fragestellung, die dann schließlich in mir getriggert wurde, war: haben wir denn tatsächlich einen so krassen (Fachkräfte-) Mangel?
Pflegekraft sticht IT Spezialisten
Nach den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sticht die Altenpflegekraft recht eindeutig den Bereich IT, wenn es um den Begriff Mangel geht.
Ebenso scheint es schwieriger zu sein, eine Sanitär- und Heizungs-Fachkraft zu finden, als einen Programmierer.
Die Auswege bzw. Alternativen, die beispielsweise IT Unternehmen in Teilen einsetzen, greifen bei der hier betrachteten Zielgruppe nicht. Sprich einfach den Standort zu verlegen, in ein Gebiet in dem noch Fachkräfte existieren, ist bei so operativen Tätigkeiten Unsinn und auch nicht mal eben so machbar. Im Zuge dieser Betrachtung kann man sich auch direkt ein zwei Gedanken zu NewWork im Bluecollar Kontext machen. Wer hier mehr über die Zielgruppe erfahren möchte, kann gern meinem Vortrag auf der Konferenz “Fachkräftemangel” am 11.11. in Berlin lauschen. Dort werde ich Insights zur größten deutschen Fachkräfte (Bluecollar) Studie Deutschlands geben.
Ein Mythos oder doch bittere Realität?
Ob wir in einem Fachkäftemangel leben oder nicht, wird gern an unterschiedlichster Stelle diskutiert. Auf Grund der mangelnden Datenorientierung im HR wissen wir es häufig nicht genau, aber es kann durchaus sein, dass einige Fachkräftemängel Haus gemacht sind. Die Fälle, in denen man tatsächlich mehr Mängel im Recruitingprozess findet, als eigentlich in der zu rekrutierenden Zielgruppe, sind nicht selten. Bevor ein Unternehmen also tatsächlich von Recruiting- Herausforderungen (Fachkräftemangel) sprechen kann, sollte man sich sicher sein, dass man keine gravierenden Fehler im Prozess hat und bereits auf dem Weg ins Unternehmen einen Großteil der Fachkräfte verliert.
Unser Prozess ist super - die Zielgruppe ist nur kaum verfügbar ... Fachkräftemangel halt
So kann man sich als HRler_in leicht und unkompliziert aus der Affäre ziehen, wenn es mal mit dem Recruiting nicht so klappt. Die zunehmende Datenorientierung arbeitet hier allerdings quasi Tag für Tag stärker werdend gegen an. Wenn man sich selbst ein Bild von der Situation machen möchte, sollte man zum einen den Prozess überprüfen und zum anderen hinterfragen, ob man die Zielgruppe verstanden hat. Auch das ist nach wie vor notwendig - ganz gleich, wie technisch ich unterwegs bin. Irgendwer aus dem Unternehmen muss/ sollte die Zielgruppe verstehen.
Schneller Check des Prozesses und der Technologie:
- mobile First
Wer glaubt, er könne Facharbeiter noch mit einer Desktop First Version einer Karriereseite abholen, kann meiner Meinung nach gleich einpacken. Eine Zielgruppe, die überwiegend keinen Rechner am Arbeitsplatz hat, verlagert automatisch ihr Nutzungsverhalten ins Handy. Damit einher geht nicht nur eine für ein Smartphone optisch ausgelegte Karriereseite, sondern vor allem auch eine auf ein Smartphone ausgelegte Performance. Wessen Seite zu langsam lädt, verliert umgehend Bewerber_innen. - Tracking
Wer nicht trackt, wird dumm sterben - und seine Prozesse nicht optimieren können. Dabei ist es immense wichtig, sich einmal den Prozess von der Stellenanzeige bis zum Bewerbermanagementsystem genau anzusehen. Ist ein nahtloses Tracking bis in die Pipeline (Auswahlstufen innerhalb des BMS) technisch überhaupt möglich? - Angebot
Man mag es manchmal kaum glauben, aber unter Ermangelung eines formulierten Angebotes kann es schon manchmal zum Abbruch der Nachfrage kommen bzw. die Nachfrage sucht sich dann einfach ein formuliertes Angebot. Wenn es um Fachkräfte geht, existiert häufig keine explizite Ansprache auf der Karriereseite. Schüler und Studierende werden direkt abgeholt - als Fachkraft soll man einfach mal die Jobs durchwühlen. Zielgruppenorientierung Null - setzen 6. Gucken Sie daher einmal nach, ob Sie Informationen für die Zielgruppe der Facharbeitenden auf Ihrer Karriereseite mit einer entsprechenden Ansprache haben.
Beschäftige ich mich mit der Zielgruppe, so muss man zugeben, dass die Zielgruppe der Facharbeitenden tatsächlich die wohl heterogenste Gruppe am Markt ist. Da traut sich nicht jeder ran. Hier sollte man daher sich intensiv mit Subgruppen beschäftigen.
Schneller Check der Zielgruppe
- Können Sie ihre Zielgruppe benennen?
Dass ich Mechatroniker suche, reicht an dieser Stelle nicht aus. Die Beschreibung der Zielgruppe sollte möglichst detailliert erfolgen. (Berufserfahrung, Standort, etc.) - Wissen Sie auf welchen Portalen sich die Zielgruppe aufhält?
- Wissen Sie auf welchen Portalen sich die Zielgruppe über Arbeitgeber informiert?
- Kennen Sie die Botschaften, die die Zielgruppen ansprechen?
Hier kann ich die Liste der Fragen noch (beinahe) beliebig fortsetzen. Wichtig ist, dass nach Wissen gefragt wird - echtem Wissen und nicht nach einem Glauben.
Habe ich hier tatsächlich überall ein Häckchen gesetzt, dann wird’s langsam brenzlich. Denn dann muss ich mir wirklich neue Wege überlegen und sehr häufig mehr Geld in die Hand nehmen. Habe ich hier aber irgendwo kein Häkchen setzen können, rate ich dringend, sich einmal damit zu beschäftigen, um das Häkchen dann auch setzen zu können.
PS: wer weitere Insights zu Fachkräften haben möchte, ist herzlich zu meinem nächsten Webinar eingeladen. Termin steht noch nicht fest, aber ich werde darüber sprechen, was 20.000 Fachkräfte (Bluecollar) denken und sagen. Einfach bei meinem Newsletter anmelden und auf das Update zum Termin warten. Sollte in der kommenden Woche soweit sein.
Kommentar schreiben