Jetzt wird aufgeräumt im Personalberater-Dickicht - BetterHeads scheint das Licht am Ende des Tunnels zu sein
Wer so wie ich schon seit ein paar Jahren in der Suppe (Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting Kram) schwimmt, denkt vermutlich auch,
Personalberater gibt es wie Sand am Meer - und die Zahl wächst täglich. Diesem undurchsichtigen Markt will nun eine neue Plattform namens BetterHeads Transparenz einhauchen. Markus Krampe, Gründer von BetterHeads, war so freundlich, mir ein Interview zu geben.
Viel Spaß beim Lesen.
Markus Krampe (Jg. 1969) machte seinen Abschluß in Betriebswirtschaft am deutschen ESB Reutlingen und französischen CESEM in Reims. In seinen 15 Jahren Berufserfahrung bekleidete er Positionen im Audit, Expansion, Business Development und Strategie innerhalb der METRO Gruppe, Lidl, SAP und HOLCIM. Heute ist er Geschäftführer der BetterHeads GmbH
Markus, wie ist dir der Gedanke gekommen, mal im Personalberater Dickicht aufzuräumen?
Dafür kam schon einiges zusammen. Aber im Prinzip war es ein Mix aus eigenen Erfahrungen, die mein Mitgründer Philipp Mommsen und ich gemacht haben plus der Erkenntnis, dass im Markt bei praktisch allen Parteien eine große Unzufriedenheit herrscht.
In diesem Zusammenhang wird oft über das Thema Qualität gesprochen. Aber eigentlich kommt die Unzufriedenheit zu großen Teilen aus einer großen Intransparenz und der häufigen Unkenntnis über die Geschäftsmodelle der Personalberater /-dienstleister. Im Klartext: wenn ich z.B. als Mittelständler nur alle paar Jahre neues Führungspersonal suche, kenne ich i.d.R. nicht den Unterschied zwischen Personaldienstleistern und Personalberatern. Und wenn ich dann für eine Position den Falschen aussuche, ärgere ich mich i-d-R. entweder darüber, dass der Berater für die Besetzung des gesuchten Sachbearbeiters zu teuer war, oder das der Dienstleister für eine vertrauliche Suche Anzeigen geschaltet und dann nicht vernünftig liefern konnte. Um diese Fehlbeauftragungen zu verhindern, haben wir bereits letztes Jahr zusammen mit der Lünendonk GmbH eine Art Checkliste für die Auswahl des passenden Beraters verfasst. Dies soll im ersten Schritt bereits gewährleisten, dass man sich an den richtigen Typ von Berater wendet.
Nach dem richtigen Typ kommt dann die Qualität. Und hier ist das wirklich Ärgerliche, dass sich einige Berater die allgemeine Intransparenz und Unwissenheit sowohl auf Kandidaten- als auch auf Unternehmensseite zunutze machen. Da wird dann eine ansprechende Homepage aufsetzt, sich womöglich einem Marketingnetzwerk anschlossen, um Größe vorzutäuschen und sich dann als Personalberater ausgeben, um an die lukrativen Retaineraufträge zu kommen. Vor allem Kandidaten können solche Berater einen großen Schaden zufügen. Unternehmen verlieren bei der falschen Wahl Zeit und Geld und der Recruiter wird sich verantworten müssen, warum er die entsprechende Auswahl getroffen hat.
Und dennoch war für uns, unter Berücksichtigung aller Faktoren, die Lösung so einfach. „You get what you see.“ Das heißt, die Berater müssen in klaren einfachen Worten ihre Kernkompetenz niederschreiben und diese mit bereits besetzten Mandaten beweisen, die, um sicher zu gehen, von den damaligen Auftraggebern bestätigt und bewertet werden. Und schon habe ich Transparenz und weiß, wer was kann!
Kannst du meinen Lesern kurz das Prinzip der Plattform erläutern.
BetterHeads betreibt die weltweit erste Vergleichsplattform für Personalberater im Executive Search. Neu ist dabei vor allem, dass sich Personalberater mit ihren bereits besetzten Mandaten registrieren und diese von ihren ehemaligen Kunden bestätigen und bewerten lassen müssen. Auf Basis dieser Informationen finden Unternehmen Berater mit genau den gewünschten Erfahrungen.
Das Onlineportal bietet Unternehmen die Möglichkeit, den richtigen Personalberater anhand der eingegebenen Kriterien des Stellenprofiles zu finden und zu beauftragen. Die Plattform dient hierbei nicht als Preisvergleichsportal oder öffentlicher Marktplatz, sondern ermöglicht die Beraterauswahl auf Basis qualitativer Merkmale. Die Qualifikation basiert in der Hauptsache auf den besetzten Stellen der letzten 24 Monate. Damit ist sichergestellt, dass Berater für die benötigte Expertise tatsächlich Erfahrung vorweisen können. Und ganz wichtig: die suchenden Unternehmen sind anonym und die Berater werden im ersten Schritt unverbindlich kontaktiert und nicht beauftragt. Dies kann unserer Meinung nach nur nach einem ausführlichen und persönlichen Briefing geschehen.
Außerdem bieten wir auch erstmals eine standardisierte und integrierte Preferred Supplier bzw. Favoritenverwaltung an. Dieses Produkt ermöglicht einen Überblick und die Verwaltung sämtlicher Personalberateraktivitäten über alle Unternehmensbereiche. Und vor allem kann man die interne und externe Zufriedenheit mit der Beraterleistung mit dessen Performance bzw. Kosten vergleichen. Wie gesagt: Qualität vor Preis.
Gute Nachricht an den Einkauf: unsere Suchplattform ist für Unternehmen umsonst und für das Verwaltungstool berechnen wir in der Grundversion EUR 490. Finanziert werden wir durch die vermittelten Berater, die uns mit 10 % Provision an ihrem Honorar beteiligen. Damit liegen wir i.ü. fast 50% unter der marktüblichen Fee.
Was macht die Plattform zu einem sinnvollen Tool für Recruiter?
Wenn man mit Beratern zusammenarbeitet gibt es eigentlich keinen Grund, das Tool nicht zu nutzen. Es spart Zeit, schafft Sicherheit in der Auswahl und kann einen unternehmensweiten Wissensaustausch fördern und somit definitiv Geld und Frust sparen. Dafür ist es auf der anderen Seite umsonst, man geht keine Verpflichtungen ein und man hätte, bei der Nutzung der Favoritenverwaltung alles auf einen Blick, ohne irgendwelche Exceltabellen pflegen zu müssen.
Die Registrierung ist einfach und in einer Minute erledigt.
Und je mehr das Tool nutzen, desto schneller können unangenehme, aber auch gute Erfahrungen verbreitet werden.
Wenn wir über den Recruiter Next Generation sprechen, betrachten wir ein Berufsbild, welches die meisten Personalberaterdienstleistungen abdecken soll. Wieso glaubst du, dass diese Branche noch eine Zukunft haben wird? Mal abgesehen von den vereinzelten hochpreisigen Beratern.
Erst einmal finde ich es gut, dass diese Themen von den Unternehmen selber abgedeckt werden. Denn kein externer Berater kennt die Anforderungen an einen Kandidaten so gut, wie die rekrutierenden Mitarbeiter selber. Allerdings gilt hier das gleiche wie auf Beraterseite; es muss professionell gemacht werden. Der Ident, die Ansprache und die Prozessbegleitung sind integraler Bestandteil der Personalberatung. Wer diese Themen nur sporadisch bearbeitet, wie z.B. kleinere Unternehmen mit kleinen HR-Abteilungen, sollte sie lieber von einem Profi erledigen lassen.
Außerdem glaube ich persönlich nicht, dass sich nicht alle Positionen ausschließlich über die Active Sourcing Aktivitäten der Unternehmen besetzen lassen. Es ist, zumindest in Deutschland, ein Fakt, dass nur ein Bruchteil der gewünschten Zielgruppe über die Social Media zu erreichen ist. Und wenn ich mir die aktuelle Entwicklung ansehe, werden es eher weniger als mehr. Und zwar genau aus dem Grund, weil sie von ungeübten Unternehmen und Dienstleistern mit zum Teil erschreckend schlechten Anfragen überschüttet werden.
Und genau da liegt die Zukunft der seriösen Personalberater. Sobald ein Unternehmen nicht mehr selber weiterkommt, wird es nach professioneller Hilfe suchen. Das heißt in letzter Konsequenz, dass zwar die Anzahl der Besetzungen über Berater in Summe zurückgehen wird, aber es wird auch, u.a. durch unsere Hilfe, eine Konsolidierung des Marktes einsetzen, bei der hoffentlich die professionell arbeitenden Berater übrig bleiben werden.
Können auch Kandidaten Euer Tool nutzen?
Gegen Ende dieses Jahres werden auch Kandidaten in der Lage sein, Berater dezidiert zu beurteilen. Das war i.ü. auch ein Wunsch vieler Berater. Denn wer kann „Candidate Experience“ besser beurteilen als der Kandidat selber. Und der Personalberater ist nun einmal die Visitenkarte des Unternehmens nach außen.
Vielen Dank Markus für das super Interview!
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