Interview mit Martin Cordsmeier von der millionways Stiftung - der etwas anderen Talentplattform
Heute darf ich Ihnen wieder ein kleines Juwel präsentieren, auf dass ich von einem ehemaligen Klassenkamaraden aufmerksam gemacht wurden. Es handelt sich dabei tatsächlich um eine Talentplattform der besonderen Art. Während Deutschland sich noch recht schwer tat mit Quereinsteigern, wuchs und gedeihte beinahe im Verborgenen eine geniale Idee. millionways gibt Leuten wie mir ein Zuhause, die ihre Berufung nicht in ihrer eigentlichen Ausbildung finden. Das ich mal Unternehmen in Recruitingfragen berate, Bücher schreibe und über HR blogge, hat sich mein Mathe-Prof damals sicher nicht ausgemalt. Viele von uns spüren es vielleicht nur indirekt, dass sie für etwas anderes "bestimmt" sind. Nutzen wir die Potentiale, die in uns schlummern? Ich hatte das große Vergnügen mit Martin Cordsmeier, Gründer von millionways, ein Interview zu führen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Nach der Geburt wurde Martin Cordsmeier unerwartet zum Gründer der gemeinnützigen Stiftung millionways. Wie? Vor zehn Jahren begann er aus persönlichem Interesse, mit unterschiedlichen Menschen über ihre Biographien zu sprechen. Daraus entstand im Laufe von Jahren die Idee einer Organisation, die Menschen hilft, das eigene Potential zu entfalten. Noch heute liebt er es am meisten, Menschen bei der Entdeckung ihrer Talente und der Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu beraten.
Lieber Martin, so wie ich auch noch vor wenigen Wochen, werden meine Leser vermutlich nicht wissen, was millionways ist. Könntest du die Stiftung in wenigen Worten prägnant beschreiben?
millionways ist eine gemeinnützige Organisation zur Findung, Förderung und Vernetzung von Talenten. In erster Linie sind wir eine Anlaufstelle für all die Menschen, die gern mehr als bisher aus ihrem Potential und ihren Talenten machen wollen - wobei das nicht unbedingt sofort der Hauptberuf werden muss.
Was mich seit dem ich von euch erfahren habe interessiert, ist, wie es zu der Idee gekommen ist. Klar, auf der Website wird eindrucksvoll in reinster Storytelling Form beschrieben, wie es grob zu millionways kam. Trotzdem wäre es spannend für mich zu wissen, welchen konkreten Zeitpunkt oder Auslöser bei dir persönlich den Stein ins Rollen gebracht hat. Gab es einen Schlüsselmoment?
Es gab tatsächlich keinen konkreten einzelnen Schlüsselmoment, sondern eher eine Entwicklungszeit. Mit Anfang zwanzig hatte ich keine Lust auf eine normale Berufslaufbahn und besorgte mir und meiner damaligen Freundin daher Heimarbeit von Druckereien. Wir falzten, klebten und stempelten dann zu Hause irgendwelche Papierprodukte, was wahrlich kein Traumjob war, aber wir konnten davon leben.
Irgendwann hatten wir so viele Aufträge, dass wir weitere Mitarbeiter brauchten und suchten uns Menschen, die auf seriöse Heimarbeit angewiesen waren (Alte, Kranke, Alleinerziehende usw.). So lernte ich sehr viele Geschichten von Menschen kennen, die so viele Wünsche, Talente und Pläne in sich hatten aber nun auf meinem Sofa saßen und Mappen knickten. Das waren viele Schlüsselmomente. Ich dachte, es muss doch etwas geben, wo man als Mensch - egal in welcher Lebensphase - hingehen kann und wo einem geholfen wird, sich selbst zu entdecken und etwas daraus zu machen. Ohne Hintergedanken, einfach eine Organisation, die nur das macht.
Im Laufe von Jahren entstand dann erst die Idee und dann die Struktur von millionways.
Viele, die dieses Interview lesen, werden vielleicht denken: was für ein hoffnungsloser Romantiker. Das tun wozu man bestimmt ist - überspitzt gesagt, ist ein Traum, der nie wahr werden wird - nicht für jeden. Wie gehst du mit solchen Kommentaren um? Wieso glaubst du, dass es machbar ist, jedem diese Chance zu geben?
Weil es fast alles da draußen schon gibt! Es gibt deine künftige Partnerin schon jetzt, genauso wie deinen künftigen Chef oder deine Geschäftspartner, mit denen du ein Projekt starten wirst. Du findest sie nur nicht. Weil man in Social Networks oder After Work Clubs eben nicht diejenigen suchen und finden kann, die zu einem passen aber einen gleichzeitig ergänzen. Außerdem wissen ja viele gar nicht, wonach sie suchen, bis sie denjenigen vor sich haben.
Solche Wege kann millionways zeigen, weil wir Menschen eben als Menschen kennenlernen und nicht als Funktion. Und so hat dann jeder eine Chance, neue Wege zu finden.
Als alter Recruiter riecht das für mich nach Potential. Auf der Website habe ich auch schon den Themenbereich Recruiting erspäht. Mal ganz Platt gesagt, seid ihr eine Plattform für Quereinsteiger. Menschen, die eigentlich etwas anderes gelernt haben, und erst im Laufe ihres Berufslebens das richtige für sich gefunden haben, bzw. Hilfe suchen, das richtige zu finden. So eine Plattform ist natürlich eine Goldgrube für Unternehmen, die offen für den Quereinstieg sind - aber, mal ganz ehrlich ... gibt es solche Unternehmen in Deutschland? Der 0815 Lebenslauf ist hier doch noch mehr als gern gesehen.
In der Tat ist das so und die Jobvermittlung ist ja auch nicht der Kerngedanke von millionways. Aber immer mehr Unternehmen suchen ja Querdenker, neue Impulse im Unternehmen oder auch spezialisierte Nerds. Und die finden sie oft nicht, weil diese sich vielleicht nicht auf den Standard-Jobportalen anmelden und möglicherweise nichtmal bewusst auf Jobsuche sind (z.B. weil sie bislang selbstständig sind). Bei millionways sammeln wir jede Art von Persönlichkeit, in egal welchem Alter, Lebensphase oder egal mit welcher Erfahrung. So wird eine ganz neue Art von Job-Matching möglich. Das Feedback, dass so etwas gewünscht ist, haben wir bereits in unserer nicht-öffentlichen Phase von diversen großen und mittleren Unternehmen bekommen.
Abschließend würde ich dich gern fragen, was meine Leser für euch tun können? Klar, ich habe die Möglichkeiit zu spenden, auf eurer Seite entdeckt. Aber gibt es noch etwas anderes, was du dir von der HR Community wünschen würdest?
In jedem Fall suchen wir die passenden Leute, die mit uns gemeinsam diese neue Form von Recruiting entwickeln und aufbauen wollen!
Ansonsten wünschen wir uns immer neue Geschichten von Menschen, denn darauf basiert millionways :-)
Vielen Dank, Martin, für die kurzen Einblicke.
Seit kurzem ist auch Martins neues Buch "Nimm dir das Leben, das du wirklich willst" auf dem Markt, welches weitere Einblicke liefert.
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