Interview mit David Nitschke zur Business Coach Ausbildung der Quadriga

David Nitschke

Kurz vor der Zukunft Personal habe ich mal wieder ein etwas anderes HR Thema. Es geht um Business Coaches und die Ausbildung zu selbigen. Dazu habe ich mir David Nitschke, Director of Training & Coaching Programs der Quadriga Hochschule Berlin, geschnappt und ihn mal zu der neuen Ausbildung befragt. David kenne ich bereits seit einigen Jahren. Er arbeit seit einiger Zeit als Business Coach für Fachexperten(innen) und Führungskräfte. Durch unsere gemeinsamen Moderationsaktivitäten im Rahmen der Social Recruiting Days habe ich ihn als einen außergewöhnlich guten Moderator kennengelernt, aber vor allem auch als einen Experten auf dem Gebiet Coaching und Weiterbildung. Daher freut es mich sehr, dass er mir Rede und Antwort steht zur Business Coach Ausbildung.

David, mit der Business Coach Ausbildung habt ihr ja mal ein richtiges Brett in die Trainings Landschaft gezimmert. Wie kam es dazu, eine solch intensive Ausbildung anzubieten?

Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema „Wirksamkeit und Weiterentwicklung“ von Individuen im professionellen Arbeitskontext beschäftigt. Dabei haben wir drei Themenfelder ausgemacht, die für uns entscheidend sind: die strukturellen Veränderungen von Organisationen und Teams, die immer selbstbestimmter und selbstverantwortlicher werden. Die kulturellen Veränderungen, die eine andere Art der Kommunikation und ein neues Selbstverständnis von Arbeit mit sich bringen. Und schließlich die neuen Erwartungen an Führungskräfte, deren Haltung immer stärker in den Vordergrund rückt und sie mehr zum Begleiter der Mitarbeiter*innen auf Augenhöhe macht. Der Ansatz und die Wirkung von Coaching, spiegelt sich genau in diesen drei Themenfeldern wieder und ermöglicht es, den Führungskräften und Mitarbeitern*innen ihre Fähigkeiten optimal einzubringen. Bei der Zusammenstellung des Ausbildungsprogramms haben wir uns im Vorfeld mit Experten*innen aus dem HR-Bereich und vielen Führungskräften ausgetauscht, um den Bedarf auch bestmöglich in die Praxis umzusetzen. Wir haben uns bewusst für eine recht umfangreiche Ausbildung über ein Jahr entschieden, da es für die Teilnehmer*innen darum geht, eine neue Haltung und neue Verhaltensweisen anzunehmen und auch in den Berufsalltag zu übertragen. Das benötigt Zeit, Erfahrung und den Mut es auszuprobieren.


Mit der Ausbildung habt ihr auch eine eigene Definition von Coaching geliefert. Was gefällt dir an den bestehenden Definitionen nicht?

Der Grund warum es so viele Missverständnisse um das Thema Coaching gibt, liegt daran, dass es kein geschützter Begriff ist und der Begriff Coaching sehr unterschiedlich interpretiert werden kann. Um Transparenz zu schaffen, haben wir unsere Definition veröffentlich, so dass es klar ist, was wir unter Coaching verstehen und wie wir dies auch lehren. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass Coaching ein strukturierter Ablauf zur methodisch-professionellen Begleitung von Menschen in individuellen Veränderungsprozessen ist. Dabei ist der/die Coachee für den Inhalt verantwortlich, der/die Coach für die Steuerung des Prozesses. Coaching ist für uns immer zukunfts-, ziel- und lösungsorientiert. Entscheidend sind schließlich die Umsetzung und der Transfer in den Alltag – schließlich geht es um Wirksamkeit. Hui, ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Coaching-Chinesisch (lacht).

Könntest du uns in wenigen Sätzen den USP eurer Ausbildung verraten?

Unsere Ausbildung zum Business Coach trägt es schon im Namen in sich: sie ist für Professionals gedacht, die Coaching in ihrem Berufsalltag einsetzen möchten, um sich selbst, Individuen und Teams optimal zu begleiten und wirksam zu machen. Alle unsere Module haben einen klaren Bezug zum Businessumfeld. Unsere Lehrcoaches haben wir so ausgewählt, dass Sie möglichst viele Facetten des Coachings widerspiegeln: vom Inhouse-Coach über den Karriere-Coach bis zum Agile Coach bilden wir die Bandbreite ab. Für die Teilnehmer*innen bedeutet das, dass sie von den verschiedenen Persönlichkeiten und deren Erfahrungen profitieren können. Ein USP ist auch, dass wir die neuen Formen des Arbeitens in agilen Kontexten aufgenommen haben und in einem eigenen Modul zeigen, was ein Agile Coach können muss, um Teamprozesse erfolgreich zu gestalten. Das habe ich so noch bei keiner anderen Ausbildung gesehen. Übrigens bekommen unsere Teilnehmer*innen bei erfolgreicher Ausbildung ein Zertifikat der Hochschule und werden Teil des Quadriga-Netzwerkes.

Blicken wir nochmals ein paar Schritte in die Zukunft in Richtung die Führungskraft als Coach - wäre die Ausbildung auch etwas für Top Manager?

Auf jeden Fall. Ich behaupte mal frech, dass jede Führungskraft eine Coaching Ausbildung gemacht haben sollte. Und das nicht, weil Führungskräfte in Zukunft nur noch coachen werden. Das wird zwar zunehmen ist aber nicht der Grund. Vielmehr geht es darum, dass die Teilnehmer*innen in dem Ausbildungsjahr sehr intensiv an einer Sache arbeiten: sich selbst! Wir üben also neue Gesprächstechniken, neue Fragetechniken und man erhält kontinuierlich detailliertes Feedback zum eigenen Verhalten und der Wirkung auf andere. Durch diesen intensiven Prozess wird man sich der eigenen Stärken bewusst und lernt diese gezielt einzusetzen und auszubauen. Aus meiner Sicht also essentielle Fähigkeiten, die für jeden Top Manager unentbehrlich sind.

Wie wird sich deiner Meinung nach der Coaching Markt in den kommenden Jahren entwickeln? Wird es Überraschungen geben?

Die Ansätze des Coachings und die fragende Haltung wird sich meiner Meinung nach zum Standardrepertoire guter Führungskräfte etablieren. Ein gutes Führungskräftetraining wird also nicht mehr ohne Coaching-Element denkbar sein. Ich denke auch, dass viele Unternehmen vermehrt ihre eigenen Coach-Pools aufbauen werden auch Inhouse-Coaches einsetzen werden, um den steigenden Bedarf an Coaching abdecken zu können. Virtuelle Elemente werden sicherlich auch stärker zunehmen in Form von digitalen Coachings. Coaching wird also immer zugänglicher und auch ad-hoc ermöglicht, also genau dann, wenn es gebraucht wird. Gleichzeitig glaube ich aber daran, dass das klassische 1:1 Coaching weiterhin gefragt bleibt und die persönliche Präsenz des Coaches eine starke und wirksame Rolle spielt. Eine positive Entwicklung ist sicherlich, dass Coaching zunehmend demokratisiert wird. Das heißt, dass es nicht länger etwas Elitäres ist, dass nur dem Top Management zu Gute kommt, sondern das Coaching unternehmensübergreifend den Mitarbeitern*innen ermöglicht wird. Insgesamt glaube ich, das sich Coaching zu einer Selbstverständlichkeit im Businesskontext entwickelt.

Lieber David, vielen Dank für das spannende Interview! Wer sich näher informieren möchte, kann dies unter dem nachstehenden Link tun!

Business Coach