Einsam unter Vielen

Tanzen

Das Gen Y Feeling hat man vermutlich nicht so oft, wenn man aus der Gen Xer Richtung kommt. Man mutmaßt, wie das wohl ist, wenn die neuen digitalen Generationen auf verstaubte Akten treffen, aber so richtig erlebt, haben wir Suppenschwimmer (frei übersetzt: Personaler, die zwischen den Generationen sitzen), dass wohl noch nicht. Unabhängig vom Alter gehöre ich selbst auch der Gruppe an, die zwischen den Welten steht. In der einen groß geworden und dann doch in die andere verliebt. Man ist mittlerweile in beiden ein bisschen Zuhause.

Vor zwei Wochen nun war ich mal wieder auf einer Konferenz - keine, die man kennen müßte. Der Inhalt war Top und die Konferenz war damit super. Darum soll es in meiner kleinen Geschichte auch nicht gehen. Vielmehr möchte ich das Gefühl beschreiben, ja fast ein Unverständnis, mit dem ich diese Konferenz durchlebte.

Ca. 100 Menschen in einem Saal - spannende Themen - ein Top Referent - das war das Setting. Mir war es zu Beginn gar nicht so ins Auge gefallen, dass es eine Kommunikationsdimension weniger gab, als ich es nun mittlerweile durch verschiedene Social Media lastige Konferenzen gewohnt war. Ob Twitterwallr oder grundsätzlich der parallele Austausch über soziale Netzwerkstrukturen, beides war nicht vorgesehen. Solange noch alle eintrudelten und bei einer kommunikativen Tasse Kaffee sich austauschten, vermisste ich die moderne Technik nicht. Aber als es dann losging und die ersten Sätze den Raum erfüllten, kribbelte es mir in den Fingern. Ob auch andere Teilnehmer, dieses Bedürfnis sich live auszutauschen verspürten? Ich wollte dem Referenten gern ein direktes Feedback zu seinen passenden Worten geben. Szenarien konstruierten sich in meinem Kopf. Einfach aufstehen, laut in den Saal rufen: "#Volltreffer - ganz meine Meinung #HKP13"? Vermutlich keine gute Idee - zumal das retweeten eine echte Herausforderung gewesen wäre.
Meine Gedanken schweiften durch den Raum und ich suchte nach einer Lösung. Naheliegend wäre die Installation einer Twitterwallr gewesen, die Definition eines #Tags - alles Dinge, die man hätte im Vorwege klären müssen. Andererseits wäre es nicht lustig bzw. interessant gewesen, denn der Referent hätte die Tweets nicht in seine Rede integriert, zumal die wohl alle aus meiner Feder geflossen wären. "Der Ullah wieder, mit seinem überzogenen Mitteilungsbedürfniss - jetzt bepflastert der auch noch unsere Beamerwand mit seinem Twitterzeug."
Meiner Meinung nach wäre die Bereitstellung von Technik nicht hilfreich gewesen. Die Akzeptanz bzw. das Verständnis für eine neue - m.E. verbesserte - Kommunikation ist in vielen Zielgruppen heute noch nicht vorhanden. Mit einem kleinen Link zum Employer Branding sehe ich diese Akzeptanz in vielen Unternehmen auch noch nicht, was die Attraktivität dieser Unternehmen ggü. den digitalen Generationen senkt.
Was ist damit nicht gemeint? Videochats, Wikis, Chaträume, u.d.m.
Klar die gehören auch zum neuen Zeitalter und sind ebenso Teil der modernen Art zu kommunizieren. Aber auf der Konferenz, in dem Raum mit 100 anderen Teilnehmern, hätten mir die aufgezählten Tools nicht geholfen. Hier fehlte das Verständnis für das Teilen von Informationen und zwar in einer leicht ungezielten Art und Weise. Es geht darum Kontaktpunkte zu legen, ohne zu wissen, ob diese jemand im Raum aufgreifen wird. Mein einziger Anhaltspunkt, dass jemand auf meine Posts einsteigt, ist die Tatsache, dass wir im Moment der Konferenz alle ein gemeinsames Interesse haben, welches uns vereint.
Für Referenten und auch Führungskräfte bedeutet das Einlassen auf diese Art der Kommunikation, ein Stück Macht aus der Hand zu geben - Kontrolle zu verlieren.
Bereitstellung von Infrastruktur ist ein langfristiger Lösungsansatz, den Unternehmen unbedingt gehen sollten, denn früher oder später gibt es nur noch "uns". Kurzfristig muss aber deutlich mehr im Bereich Schulung und Entwicklung insbesondere des mittleren und des Top Managements getan werden.