Die Siegelei
Es ist schon ein paar Jahre her, beinahe schon Jahrzehnte, dass ich in der Ziegelei vor den Toren Hamburgs war. Offen gestanden weiß ich gar nicht, ob diese Diskothek überhaupt noch existiert. Stets ging es dort recht bunt und lustig zu. Beinahe so bunt wie es in der deutschen Arbeitgebersiegellandschaft zugeht.
Ein Beitrag von younect in der vergangenen Woche erdete mich binnen von Sekunden. 178 Arbeitgebersiegel von 129 Anbietern seien im deutschsprachigen Raum unterwegs - "da ist doch noch Luft nach oben". Man macht sich doch immer mal wieder so seine Gedanken, ob man nicht noch was anderes mit der Mathematik hätte anfangen können und da kams mir, beim Lesen des Blogbeitrags: ne Siegelei hätte ich mal gründen sollen.
Einerseits bin ich ein großer Fan verschiedenster Siegel. Grundsätzlich geht es hierbei ja auch um ein Stück Wertschätzung. Wertschätzung dessen, was HR Abteilungen hier zulande alles leisten. Natürlich ist nicht immer alles der Verdienst des HR Ressorts. Dennoch, Daumen hoch für die Siegelvielfalt.
Andererseits gibt es aber auch hier Ausnahmen. Schwarze Schafe finden Sie in jeder Branche und so gibt es auch inhaltslose Siegel bzw. nicht jedes Siegel/ Ranking eignet sich für jeden Interpretationsversuch. Die Aufschlüsselung der Siegel in verschiedene Verfahren von younect ist dabei schon eine große Hilfe, wenn man sich als HRler durch den Siegeldschungel kämpft. Aus meiner Siegelei kämen natürlich nur sinnvolle Siegel heraus - Siegel, die die Welt braucht.
Damit haben wir direkt den perfekten Übergang zu einem Siegel der besonderen Art: der goldenen Runkelrübe.
Dieses Siegel halte ich persönlich für eines der genialsten Siegel der vergangenen Jahre. Wäre meine Siegelei schon in Betrieb, sie würde Runkelrüben für alle Arbeitsmärkte unseres Planeten produzieren. Dies liegt nicht an einer überragenden Aussagekraft oder eines besonders tiefsinnigen Verfahrens der Runkelrübenbestimmung. Meine Sympathie für die Runkelrübe basiert auf ihrer Eigenschaft als HR Prüfstand. Haben wir Humor und können wir über uns selbst lachen?
Nach verschiedenen Gesprächen mit HRlern bzgl. der Rübe habe ich festgestellt, dass Humor und Sportsgeist keine Eigenschaften sind, die mit unserer Branche oft einhergehen. Dabei kamen mir die Worte von Professor Dr. Beck wieder in den Sinn, die er während seines Vortrags auf der HR Lounge in Köln mit Bedacht platziert hatte (sinngemäß): wählen wir die richtigen Mitarbeiter für HR Funktionen aus? - Inhalt seines Vortrags war das Selbstbild/ Fremdbild des HR Bereichs. Geradezu erschreckend waren die Zahlen, die er uns präsentierte. Wenn ich die externe Sicht auf HR einmal in meinen Worten kurz zusammenfassen darf: HR ist fleißig und stets bemüht. Natürlich haben wir uns selbst ein besseres Zeugnis ausgestellt, aber ich glaube, ich verliere gerade den Faden. Also zurück zum nicht vorhandenen Humor.
Kann es sein, dass wir nicht in der Lage sind, etwas mal mit Humor zu nehmen oder mit Sportsgeist? Lieber stellen wir uns beleidigt in die Ecke und grummeln über Runkelrüben. Freuen sollten wir uns, dass man uns nominiert hat. Ich muss ja leider zugeben, dass mich ein gewisser Ehrgeiz gepackt hat, so eine Runkelrübe zu gewinnen. Als Voithianer hatte ich noch nicht ausreichend Zeit, eine zu produzieren, und meine uralten DB Rüben ... vermutlich schon zu lange her. Das Dumme an diesem Ehrgeiz ist allerdings, dass leider nicht nur HRler häufig keinen Humor haben... Also: ich gratuliere allen Nominierten! und denken Sie daran, auch Rüben können in der Zielgruppe einschlagen.
PS: und ich gratuliere natürlich allen Nominierten des HR Excellence Awards! Freue mich, Sie am Mittwoch zu sehen.
5 Kommentar(e)
Robindroullah am 21.03.2015
Hallo Alper,
ich glaube, wir brauchen beides im Personal. Sowohl die Visonäre als auch diejenigen, die richtig arbeiten. Leider ist es aber so wie du schreibst - die Visonäre scheinen ausgegangen zu sein. Da haben wir Nachholbedarf. Personal sollte unbedingt bei strategischen Entscheidungen mit am Tisch sitzen. Und um dies nochmal zu unterstreichen: erfolgreiche Unternehmen brauchen zukünftig beides.
Einen visionären Personaler zum CFO zu machen, halte ich übrigens für gar keine gute Idee :)
VG R
Robindroullah am 12.04.2015
Hallo Alper,
ich glaube, wir brauchen beides im Personal. Sowohl die Visonäre als auch diejenigen, die richtig arbeiten. Leider ist es aber so wie du schreibst - die Visonäre scheinen ausgegangen zu sein. Da haben wir Nachholbedarf. Personal sollte unbedingt bei strategischen Entscheidungen mit am Tisch sitzen. Und um dies nochmal zu unterstreichen: erfolgreiche Unternehmen brauchen zukünftig beides.
Einen visionären Personaler zum CFO zu machen, halte ich übrigens für gar keine gute Idee :)
VG R
Alper Aslan am 21.03.2015
Hallo Robindro,
vielen Dank für deinen Artikel. Hat Spaß gemacht :-)
Auch wenn es etwas am Thema vorbeigeht: Welches Image bzw. welchen Stellenwert sollte die Personalabteilung in einem Unternehmen deiner Meinung nach haben? Die Antwort "einen hohen" ist nicht das, worauf ich hinauswill. Ich brauche es konkreter! Gibt es eine "ideale" Rolle der Personalabteilung?
Viele Personaler sehen sich doch nur als Sachverwalter, oder? Pay-Roll, Bewerber-Management, that's it.
Aus meiner Sicht sollten Personaler Visionäre sein, denn sie gestalten ein Unternehmen maßgeblich mit. Sie müssen die Werte des Unternehmens mit Leben füllen und in all Ihrem Tun mitgestalten. Insofern sind Personaler aber eigentlich auch arme Säue, denn selbst wenn sie Visionäre wären, dann bräuchten sie noch einen CFO der ihnen die Budgets zur Verfügung stellt. Eigentlich müsste ein solcher Visionär CFO werden, dann kann auch die Personalabteilung davon profitieren und ihre wahre Stärke entfalten.
Ich wage mich an die Behauptung, dass in Zukunft (jetzt erst Recht!) diejenigen Unternehmen erfolgreich sein werden, die solche Visionäre an ihrer Spitze haben. Der Mitarbeiter als wertvollstes Gut (und nicht als Floskel!). Gewinnung, Prägung, Förderung von exzellenten Mitarbeitern als wesentliche Aufgabe von HR.
Freue mich auf die Diskussion!
Alper
Alper Aslan am 12.04.2015
Hallo Robindro,
vielen Dank für deinen Artikel. Hat Spaß gemacht :-)
Auch wenn es etwas am Thema vorbeigeht: Welches Image bzw. welchen Stellenwert sollte die Personalabteilung in einem Unternehmen deiner Meinung nach haben? Die Antwort "einen hohen" ist nicht das, worauf ich hinauswill. Ich brauche es konkreter! Gibt es eine "ideale" Rolle der Personalabteilung?
Viele Personaler sehen sich doch nur als Sachverwalter, oder? Pay-Roll, Bewerber-Management, that's it.
Aus meiner Sicht sollten Personaler Visionäre sein, denn sie gestalten ein Unternehmen maßgeblich mit. Sie müssen die Werte des Unternehmens mit Leben füllen und in all Ihrem Tun mitgestalten. Insofern sind Personaler aber eigentlich auch arme Säue, denn selbst wenn sie Visionäre wären, dann bräuchten sie noch einen CFO der ihnen die Budgets zur Verfügung stellt. Eigentlich müsste ein solcher Visionär CFO werden, dann kann auch die Personalabteilung davon profitieren und ihre wahre Stärke entfalten.
Ich wage mich an die Behauptung, dass in Zukunft (jetzt erst Recht!) diejenigen Unternehmen erfolgreich sein werden, die solche Visionäre an ihrer Spitze haben. Der Mitarbeiter als wertvollstes Gut (und nicht als Floskel!). Gewinnung, Prägung, Förderung von exzellenten Mitarbeitern als wesentliche Aufgabe von HR.
Freue mich auf die Diskussion!
Alper
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