Der generelle Rückblick auf 2016 als Ausblick für HR - HR Prognose Fails?
Ein etwas umständlich gewählter Titel, der allerdings meint, dass wenn Sie mal das vergangene Jahr in Summe betrachten und dies nicht mit einer HR Brille tun, dann sehen Sie Dinge, die Ihnen ein paar HR Ausblicke 2017 ff geben. Mit anderen Worten: 2016 ist doch einiges geschehen, was zukünftig auf HR Auswirkungen haben könne bzw. wird und von HR nicht rechtzeitig erkannt wurde. Ich kann es auch etwas böse ausdrücken. Wenn es darum geht, die Trends für das kommende Jahr zu bestimmen, gucken HRler lediglich auf HRler und prognostizieren, was vermutlich von HRlern am ehesten im kommenden Jahr gekauft und akzeptiert wird. Leider geht es nicht darum, was in der Zielgruppe Trend sein wird. Vielleicht sollten wir uns mal mehr mit der Zielgruppe beschäftigen und weniger, mit dem was wir in unseren Kreisen uns wünschen. Gucken wir nun mal auf die wichtigsten verpassten Trends in 2016.
Big Trend Virtual Assistant (VA)
So genau haben wir im HR über diesen Bereich gar nicht diskutiert, obwohl er ein BIG THING in der restlichen Welt war. Klar - Bots waren auch zwischendurch Gesprächsthema, aber der Virtual Assistant ist mir nicht im Kontext HR bewusst begegnet. Dabei wartete Google mit HOME auf, einem intelligenten Lautsprecher, der in der Lage ist, Sprachbefehle zu erkennen und Suchen etc. daraufhin auszulösen. Nachdem Amazons ECHO auf den Markt gebracht hatte, welcher Alexa nutzt, war es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, dass Google ebenfalls ein ähnliches Produkt lanciert. Siri begleitet uns schon seit Jahren und hat es nun in 2016 endlich auch auf die Rechner geschafft. Allo kam ebenfalls auf den Markt, ein neuer Messenger von Google, der einen Virtual Assistant an Bord hat. In dieser App kann man sich den VA so vorstellen, wie einen ständig im Hintergrund stehenden Helfer, der sich stets meldet, wenn er glaub helfen zu können. Das kann auch mal nervig sein.
Die Frage, die mich beschäftigt, bezieht sich in diesem Zusammenhang natürlich auf das sogenannte ESS bzw. MSS - Employee Self Service und Manager Self Service. HR spricht schon seit Jahren davon und bleibt meiner Meinung nicht am Puls der Zeit bei dieser Diskussion. Neben dem Bot, den man im Intranet Mitarbeitern zur Verfügung stellen kann, könnte man eigentlich zukünftig jedem Mitarbeiter einen persönlichen HR Assistenten beiseite stellen. Dieser kann die Basics abbilden und einfache administrative Tätigkeiten im HR durchführen. Wie für alle innovativen Dinge bräuchte der VA natürlich noch einen passenden Namen. Mein Vorschlag wäre SPI(H)Re.
Wie ALLO und HOME zeigen, sind die Technologien noch nicht ausgereift und stiften noch nicht viel Mehrwert. Aber sie lernen dazu und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis jeder seinen persönlichen VA hat.
Video, VR oder doch Live
Es war der angekündigte Hype für dieses Jahr: Virtual Reality und auch die Sparversion der 360° Videos. Letztlich hat sich da aber im HR gar nicht so viel getan. Stiehl gewann zwar den HR Excellence Award mit dem eigenen virtuellen Firmenrundgang, aber so richtige Knaller gab es eigentlich nicht (Korrektur: Bayer wartete ebenfalls mit einem sehr guten Beispiel für 360° Videos auf). Werfen wir einen Blick auf die Industrie, so waren die Entwicklungen in dem Bereich ok, aber vor allem kostspielig. Auch für Unternehmen ist die Produktion nach wie vor nicht gerade billig.
Eine ganz andere Geschichte hat aber diesen von HR angekündigten Hype in der Welt der Zielgruppen eiskalt links überholt: Live Streaming Videos. Periscope und vor allem Facebook Live erlebten 2016 einen riesen Aufschwung. Was HR gar nicht mehr so richtig auf dem Schirm hatte, explodierte nach angaben von Facebook völlig in 2016 im Vergleich zum Vorjahr. Haben wir da etwas verschlafen? Während wir also auf VR und Co guckten, amüsierte sich die Zielgruppe bei Live Videos. Vor ein paar Jahren gab es schon einmal vorsichtige HR Gehversuche im Streaming Bereich. Doch diese verliefen sich im Sande. Wenn es gute Beispiele von FBLive oder Persicope etc. HR Ansätzen gab, lassen Sie es mich gern in den Kommentaren wissen.
Was war noch so los?
Explodierende Akkus waren natürlich sehr stark in den Medien vertreten. Das hat augenscheinlich erstmal keine HR Auswirkung bzw. Relevanz, trotzdem halte ich auch diese Thematik für spannend aus HR Sicht. Neben dem Effekt, dass die Industrie endlich anfangen wird, eine alternative zu dieser ur-alt Lithium Ionen Technologie zu finden, um unsere Smartphone Akku Zyklen auf mehrere Tage auszuweiten, werden sich die betroffenen Unternehmen fragen müssen, was im Fokus steht. Für welche Werte stehen sie ein und was ist maßgebend für Ihre Produkte. Hier steht viel Kulturarbeit an. Ist es das höher, weiter, schneller - oder steht nicht doch der Kunde im Mittelpunkt oder gar der Mitarbeiter. Das Thema Unternehmens- und Arbeitgeberkultur kam nicht nur mit diesen Ereignissen durch die Hintertür. Hier muss man sagen, gab es eine treffende Begleitung durch HR Tools in 2016. So waren sowohl der Kulturmatcher als auch der Evalueater wichtige Gesprächsthemen 2016.
Einen sehr derben Rückschlag mussten Social Networks hinnehmen. Vor allem Facebook und Twitter waren wegen der Fake News Thematiken sehr stark in Bedrängnis geraten. Die ehemals authentischen Netzwerke gerieten stark in Verruf. "Wenn man heute umauthentisch sein möchte, ist man auf Facebook & co". Gleichzeitig waren diese Ereignisse natürlich wie Wasser auf den Mühlen der Messenger (z.B. Snapchat, WhatsApp & co). Für Unternehmen stellt sich natürlich auch die Frage, ob an der bisherigen Social Media Strategie festgehalten wird, oder nicht doch eine HR Content Strategie her muss, die flexibel auf genau solche Situationen reagieren kann.
2016 war ein sehr spannendes Jahr! Für mich nicht nur, da ich in die Selbständigkeit gesprungen bin, sondern insgesamt macht 2016 wirklich Lust auf 2017. Meinen 2017ner Ausblick wird es zu einem späteren Zeitpunkt geben. Wer ein paar mehr Zukunftseinblicke haben möchte, kann aber gern hier mal vorbeischauen: www.hr-tomorrow.eu
2 Kommentar(e)
Jo Diercks am 20.12.2016
Lieber Robin,
feiner Artikel!
Insb. den Gedanken der "virtuellen Helferlein" werde ich nicht Müde, immer und immer wieder zu formulieren (etwa hier: ohttp://blog.recrutainment.de/2016/05/26/chat-bots-im-recruiting-denkt-doch-mal-weiter/ oder schon vor genau Jahren hier: http://blog.recrutainment.de/2014/12/15/digitales-wettruesten-verhandeln-bald-bots-miteinander-aus-wer-eingestellt-wird/).
Ich glaube, nein ich bin mir sicher, dass diese Dinge - auch im Kontext der Personalgewinnung - kommen werden. Ob HR das merken wird (bis einem die Kündigung überreicht und der eigene Job vom Algorithmus übernommen wird, meine ich...) steht auf einem anderen Blatt...
Ich sitze gerade an einem Blogartikel zum Thema Ontologien (an den Beispielen ESCO und Googles Cloud Jobs Api), weil ich immer noch hoffe, dass man HR in kleinen Dosen mit Tech zusammenführen kann. Vielleicht hört ja der eine oder andere zu... ;-)
Viele liebe Grüße
Jo
Sven Semet am 21.12.2016
Hi Robin,
klasse auf den Punkt gebracht, was sich aktuell in der HR Szene und den angrenzenden Funktionen bewegt. Virtuelle HR Assistenten helfen schon heute beim Recruitment und bald jeder Führungskraft und jedem Mitarbeiter bei der Karriereplanung. Wichtig aus meiner Sicht ist jedoch immer die entsprechende Datenqualität und die HR Analytics Algorithmen, die kontinuierlich durch Training sich verbessern lassen. Kognitive HR Systeme verstehen, ziehen Schlüsse und lernen permanent. Gruss Sven